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Foliengeber reparieren BMW R1200GS Adventure

Eines der häufigen technischen „Probleme“ an der luftgekühlten BMW GS ist der Ausfall der Tankanzeige. Das stoppt zwar nicht deinen Vorwärtsdrang und auch nicht deine Fahrt ins mittlere Atlasgebirge, aber im Display blinkt permanent der Warnhinweis „Fuel“ und – noch schlimmer – eine gelbe Warnlampe. Das nervt. Ausserdem zeigt die Tankanzeige „leer“ an, auch wenn du gerade erst randvoll mit dem guten 98-Oktan-Sprit befüllt hast.

Wie repariere ich nun selbst den Foliengeber bei der BMW R1200GS Adventure? (und auch bei den Nicht-Adventure-Versionen)

Es gibt bereits ein paar gute Anleitungen im Netz, aber ich fand die Fotos und teilweise die Beschreibung nicht so toll und habe die Arbeit unnötiger Weise eine Zeit lang vor mir hergeschoben. Dabei ist es bemerkenswert, wie schnell man das Problem mit einfachsten Mitteln selbst beheben kann.

Moment! Brauche ich an dieser Stelle einen Warnhinweis und Haftungsausschluss? Ja! Also:

Führe die folgenden Arbeiten bitte NUR als diplomierter Elektroingenieur durch, wenn du gleichzeitig bei der freiwilligen Feuerwehr als Brandobermeister qualifiziert bist und eine goldene Meisterurkunde im Kfz-Gewerbe besitzt.

(Wobei… Selbst in unserer „Regierung“ sitzen Hilfskräfte ohne Ausbildung mit gefälschten Lebensläufen… Aber egal…)

Also: Wenn du jetzt unsicher bist und ständig an dir selbst zweifelst, darfst du jetzt nicht weiterlesen!

Andernfalls: Zurück zum Thema.

Zuerst mal die einfache Aufgabe. Volltanken! Ich hatte noch Rest-Benzin in der Garage stehen und das dann in den Tank der GS gefüllt. Volltanken vor der Reparatur macht deshalb Sinn, damit man nach Abschluss der Arbeiten sofort mit der „Kalibrierungsfahrt“ starten kann. So ist dann auch klar, dass der Tank komplett gefüllt ist. Man kann dann einfacher die Werte ermitteln und „zurückrechnen“, wenn man das denn möchte…

Dann schauen wir uns zunächst mal an, wo wir arbeiten müssen. Ich sitze auf dem folgenden Bild auf dem Motorrad und schaue nach unten, links am Tank vorbei. Man sieht hier schon gut einen Teil des runden metallfarbenen Tankabschlusses (weisser Pfeil) mit dem Benzinpumpendeckel.

Aber so kommen wir da nicht ran. Also müssen wir einen Teil der Verkleidung abbauen. Das ist aber wirklich einfach…

Abnehmen müssen wir auf der linken Seite das markierte Plastikteil mit dem BMW-Logo (grosser Pfeil). Dazu sind nur 3 Torx-Schrauben (drei kleine weisse Pfeile) zu lösen.

Die Schrauben legst du schon mal gut weg. Zwei sind gleich lang, eine etwas länger. Die längere Schraube ist die in dem Bild oben ganz rechts.

Jetzt kann man den kompletten Ring der Benzinpumpeneinheit schon gut erkennen (Pfeil). Den schauen wir uns mal näher an…

Gleicher Schritt, aber näher am Geschehen: Hier sind zwei schwarze Stecker zu sehen. Der vordere (Pfeil) ist etwas grösser. Den ziehen wir ab. Es gibt keine Sicherungsklemme, abbrechende Plastiknippel oder ähnliches. Man muss einfach mit etwas Kraft nach oben ziehen. Es geht auch nur um diesen einen Stecker, die restlichen Stecker kannst (und solltest) du ignorieren.

Hier ist nun der abgezogene Stecker (linker Pfeil) zu sehen, unten die Buchse (rechter Pfeil), in der die Anschluss-Pins des Foliengebers versteckt sind.

Wenn wir jetzt von oben in die schwarze Buchse schauen, können wir gut dir vier Pins erkennen. Problem: die Dinger sind unten in der Buchse versteckt, sehr klein und liegen sehr dicht beieinander.

Hier oben nochmal etwas grösser. Leider wird die nun folgende Fummelei dadurch nicht einfacher… (Den Teil mit meinen Flüchen lasse ich aus…)

Nun kommt etwas Werkzeug und das „Zauberinstrument“ in Form eines Feuerzeugs mit Piezozünder zum Einsatz.

Kauf dir irgendwo für (sehr!) kleines Geld so ein Feuerzeug mit „Stiel“, das also die Flamme etwas weiter weg entzündet. Die Flamme ist uns total egal, aber bei diesen Feuerzeugen wird der Funken vom Piezoelement (Pfeil) vorne am Stiel erzeugt. (Der Stiel ist hier schon weg und liegt im Müll…) Weil der Weg vom Piezozünder zur Flamme ein paar Zentimeter entfernt ist, gibt es bei diesen Feuerzeugen zwei Drähte (unten auf dem Bild schwarz und weiss). Diese Drähte müssen wir nachher mit den Anschlusspins am Motorrad in der Buchse verbinden.

Meist haben diese Feuerzeuge zwei/drei kleine Kreuzschrauben um die Griffschalen (hier rot) zusammenzuhalten. Du brauchst also passende Uhrmacher-Schraubendreher um die zu öffnen und an die Drähte zu kommen.

Im folgenden Schritt führen wir die beiden Drähte aus dem Griff des Feuerzeugs heraus. Dazu entfernt man die Drahtenden vorne von der Stelle, wo eigentlich die Flamme austreten soll. Die beiden Drähte kneifst du möglichst lang ab. Dabei wird das Feuerzeug zerstört, deshalb kaufst du auch das billigste Ding, das du finden kannst. (Ich weiss gar nicht ob es von dem China-Kram überhaupt eine hochwertige Variante gibt?!)

Ich habe vorne an den Drähten kleine „Jumper“ aus einem Elektronikteil angeklemmt. Die Standard-Jumper – z.B. von alten Computer-Mainboards – passen nämlich exakt auf die Pins am Tank. (Schrotte dabei aber bitte nicht deinen Computer!)

Jetzt kommt die eigentliche Herausforderung: Die beiden Drähte (weiss und schwarz) müssen zwei Mal (bzw. in zwei Durchgängen) mit den Pins verbunden werden.

Zuerst mit den Pins 1 und 4, also den äusseren Pins (siehe Bild unten). Sobald die Verbindung hergestellt ist, „feuerst“ du 5 Mal das Feuerzeug ab. Das Piezoelement im Feuerzeug erzeugt einen Hochspannungsimpuls, der den Foliengeber wieder funktionsfähig macht.

Manche sagen, 10 Mal abfeuern wäre besser. Ich tendiere auch immer in Richtung „viel hilft viel“, aber hier habe ich einfach stumpf nach Vorgabe gearbeitet.

Keine Angst, das Motorrad explodiert dadurch nicht. (Jedenfalls nicht wegen dem Piezo-Feuerzeug, nimm aber vorher die Kippe aus dem Mund!)

Dann ziehst du die Drähte ab und verbindest diese erneut, diesmal mit den Pins 2 und 3. Jetzt „feuerst“ du wieder 5 Mal das Feuerzeug ab.

Fertig. Das wars.

Äh, sorry, du musst dann natürlich die Drähte wieder abziehen, den originalen BMW-Stecker wieder aufstecken und den Plastikdeckel mit den drei Torx-Schrauben wieder anbauen.

Als nächstes sollte dein Motorrad auf dem Hauptständer stehen. Leerlauf eingelegt und Seitenständer eingeklappt. (Im BMW-Handbuch steht dann immer noch „Motorrad abstellen, dabei auf ebenen und festen Untergrund achten“). Also empfehle ich das auch. (Nicht, dass du mich verklagst, wenn dir die Karre gleich umfällt…)

Jetzt starte den Motor nach dem üblichen Prozedere, also Schlüssel auf Stellung 1 und den Self-Check komplett durchlaufen lassen. Wahrscheinlich wird die Anzeige für Benzinmangel weiterhin blinken, inklusive dem Hinweis „Fuel“ und dem kleinen gelb blinkenden Symbol. Aber keine Sorge, das Ende ist nah! Starte jetzt den Motor.

Mach dich bereit für die Fahrt und schon nach wenigen Metern wirst du wieder eine volle Tankanzeige haben. Gleichzeitig beginnt die „Kalibrierung“ der Anzeige für die Restreichweite. Bei mir ging es tatsächlich von 1 langsam hoch, bis nach gemütlichen 60 Kilometern keine Änderung mehr erfolgte.

Wollen wir mal nachrechnen? Der Tank der 1200er GS-Adventure (luftgekühlt) der Baujahre bis 2013 fasst 32 Liter inklusive Reserve. Der Bordcomputer auf dem Bild oben meint, ich habe noch 636 Kilometer bei gefahrenen 63 Kilometern (meine Kalibrierungsfahrt). Macht zusammen 699 Kilometer und einen errechneten Spritverbrauch von 4,58 Liter.

Wie gesagt, es war eine gemütliche Kalibrierungsfahrt.

Jedenfalls ist der Foliengeber jetzt wieder einsatzbereit, das nervige Blinken des gelben Warnsymbols ist weg und der Warnhinweis „Fuel“ im Display ist auch endlich verschwunden.

Nachtrag:

Ich überlege ja wirklich, mir einen originalen BMW-4-Pol-Stecker zu besorgen und daran robust zwei Feuerzeug-Zünder anzubauen. Dann wäre die gesamte Arbeit eines solchen „Reset“ in maximal 5 Minuten erledigt. Die meiste Zeit verbringst du nämlich mit der Fummelei am Feuerzeug und dem Anschluss an die winzigen Klemmen in der 4er-Buchse auf dem Tank.

Vorschlag an BMW: Baut das Teil und bietet es im Online-Shop an. Von mir aus auch in der Premium-Version mit BMW-Logo und dem Spruch „Made for Adventures“ für 19,99 EUR.

Nach-Nachtrag:

Nach weiteren Aktionen in der oben beschriebenen Form werden die Abstände zwischen den Fehlermeldungen kürzer. Bei mir scheint die „Reparatur“ also nicht dauerhaft zu sein. Etwas frustriert recherchiere ich im Internet und stosse auf die Webseite eines Niederländers:

https://hposkam.nl/product/tanklint-emulator/

Dort gibt es für 49,95 EUR den „Tanklint-Emulator“. Dieser liefert dem BMW-Steuergerät die elektronische Information eines vollen Tanks und das Geblinke hört endgültig auf. Du musst dann nur nach Tageskilometerzähler fahren und ab 500 Kilometern (bei der GS Adventure) tanken. Da ich mich aber auf die Angabe der Restreichweite sowieso nie verlassen konnte, ändert sich für mich nichts.

Das Teil kommt einfach auf den Stecker, der vorher auf dem Benzinpumpendeckel steckte. Der passende Stecker ist praktischerweise schon vormontiert und die „Installation“ ist in weniger als 5 Minuten erledigt. Man muss nur wieder das eine Plastik-Seitenteil ab- und anbauen.

Dafür scheint diese Lösung nun final zu sein.

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