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Cabo de Gata und Tabernas

Frost gibt es in Andalusien nicht, wenn man mal von den Höhen der Sierra Nevada absieht. Die Costa del Sol verwöhnt auch in den Monaten November, Dezember und Januar noch mit milden Temperaturen und Ausflüge – selbst mit dem Motorrad – sind hier auch dann noch möglich, wenn in Deutschland schon der Christbaum steht.

Unsere nächste Tour sollte nun in Richtung Osten gehen, zum Nationalpark Cabo de Gata und in die Wüste von Tabernas. Diesmal haben wir uns die etwas bequemere Variante ausgesucht und sind mit dem Auto losgefahren. Der Cabo de Gata ist in Südspanien sehr bekannt und den Status eines Nationalparks besitzt er völlig zurecht.

Wir haben mittlerweile „Elsy“, einen Kia XCeed, der unseren Fehlkauf in Gestalt eines Hyundai Tucson ersetzt hat. Fehlkauf deshalb, weil ich beim Hyundai unbedingt sparen wollte und die kleinste Motorisierung gewählt hatte. (Und das mir. Erzähl das bitte nicht weiter!)

Naja, Elsy (Der Name kommt vom Kennzeichen, das kann man in Spanien nicht auswählen…) war die gerade noch ins Budget passende Alternative, dafür jetzt in Vollausstattung und mit ausreichend Leistungsreserven.

Aber genug mit den Details und zurück zum Plan. Wir haben ein paar Tage Zeit und lassen es laufen. Abseits meiner Wunschpunkte Cabo de Gata und Tabernas lassen wir uns mal überraschen was die Gegend noch zu bieten hat. Auch um Übernachtungsmöglichkeiten haben wir uns wieder nicht gekümmert. Wir schauen wo wir am Abend landen und suchen dann erst.

Der Cabo de Gata liegt von uns nur etwa 200 Kilometer entfernt und wir sind die Küstenstrasse N-340 gefahren. Dieser Teil der N-340, östlich von Malaga, ist über weite Strecken auch landschaftlich richtig schön, im Gegensatz zur Gegend westlich von Malaga.

Erster Stop: Calahonda. Das kleine Örtchen liegt östlich von Motril und besteht entgegen der sonst hier üblichen Bauweise nicht nur aus 15-stöckigen Hochhäusern.

Ganz im Gegenteil: Die kleine Bucht liegt eher ruhig da und macht gerade jetzt, fern abseits der Saison, einen sehr friedlichen Eindruck. Hier haben wir auf unserer ersten Tour im Herbst 2017 schon mal übernachtet und können den Ort daher empfehlen.

Die N-340 verläuft hier meistens dicht am Meer entlang. Ab und zu unterbrechen kleine Orte die Fahrt und wir nehmen uns immer wieder Zeit für einen Stop und ein paar Tapas.

Definitiv der schlimmste Abschnitt an der Küsten Andalusiens ist die Gegend um El Ejido, etwas westlich von Almeria. Auf gut 450 Quadratkilometern reiht sich ein Gewächshaus an das nächste. Völlig zu recht hat sich diese Gegend den zweifelhaften Namen „Costa Plastica“ verdient und wir ziehen es vor, die kilometerlangen Gewächshäuser aus weisser Folie auf der Autobahn zu passieren. Der irrsinnige Wasserbedarf des Obst- und Gemüseanbaus wird hier aus der Sierra Nevada gespeist.

Die Stadt Almeria hat knapp 200.000 Einwohner und wir heben sie uns für einen späteren Besuch auf. Heute wollen wir lieber weiter in den Naturpark, der auch direkt an der südöstlichen Stadtgrenze beginnt. Um zum Cabo de Gata zu kommen, fährt man die AL-3115 und zweigt dann bei Ruescas südlich ab.

Hier in den Hügeln liegt recht gut versteckt das riesige Testgelände des französischen Reifenherstellers Michelin, dessen Ausmasse man auf der Satellitenansicht in Google Maps ganz gut erkennen kann. Leider bleibt mir es mir verwehrt, mit „Elsy“ eine ausgiebige Testfahrt zu absolvieren. Die Michelin-Leute haben das Gelände lieber für sich alleine. Wie egoistisch!

Direkt hinter dem gleichnamigen Ort „Cabo de Gata“ kann man dafür mit dem Auto bis zum Strand fahren.

Hier ist um diese Jahreszeit praktisch gar nichts los und auf vielen Kilometern sind überhaupt nur vereinzelt Menschen zu finden.

Die Gegend hier erinnert eher an Mexiko als an Spanien, was wohl auch daran liegt, dass es hier nur sehr selten regnet. Die Gegend um Almeria ist die niederschlagsärmste Region in ganz Europa.

Die kleine Kirche „Iglesia de Almadraba“ liegt dann auch etwas verlassen und deplatziert am Strassenrand.

Schon zur Römerzeit hat man hier Salinen angelegt und Salz gewonnen, aber davon ist heute nicht mehr so viel zu sehen und die flachen, einfachen Gebäude machen auch nicht den Eindruck von grosser Betriebsamkeit.

Jetzt geht es weiter in Richtung Leuchtturm „Faro de Cabo de Gata“ und die Strasse verläuft etwas höher, was immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer freigibt.

Von hier will ich eigentlich die Strasse weiter in Richtung Osten fahren, was aber nicht klappt. Die Strecke ist für Pkw gesperrt und es ist der erste Moment, in dem ich etwas enttäuscht bin, nicht mit meiner GS hier zu sein. Der positive Aspekt: Es gibt einen Grund, um möglichst bald wiederzukommen!

Der nächste Haltepunkt wäre nun der Strand „Playa de los Genoveses“ gewesen, aber um dorthin zu kommen, müssen wir nun den ganze Weg zurück, am Michelin-Areal vorbei, bis zum Örtchen „San José“.

Die Hügel hier am Cabo sollen vielfach aus erloschenen Vulkanen bestehen und an der Küste kann man mit geschultem Auge wohl auch die alten Lavaströme erkennen. Leider fehlt mir das geschulte Auge…

Wir durchfahren San José und versuchen es von dort aus nochmal zum Cabo und es ist definitiv eine gute Idee, hartnäckig zu bleiben. Die Landschaft ist einzigartig!

Weit und breit sieht man zwar keinen Baum und keinen Strauch, aber die trockene Ebene hat einen ganz eigenen Charme.

Nach ein paar Kilometern erreichen wir den ersten Strand und abgesehen von ein paar Kitesurfern ist es wieder erfreulich ruhig hier.

Carola ist so begeistert, dass sie direkt Fotos rumschickt.

Mich beeindrucken gerade die ausgedehnten Schotterpisten vor weiter Bergkulisse. Das Ganze hat etwas von Wildwest und bestätigt nochmal meinen Wunsch zur neuerlichen Durchquerung mittels Reiseenduro!

Am späten Nachmittag kehren wir zurück nach San José und suchen uns ein kleines Hotel mit Dachterrasse und Pool. Unsere Wahl fällt auf das „MC San Jose“, von dem man Strand, Hafen und Restaurantmeile sehr gut zu Fuss erreichen kann.

Es ist eines der Häuser, welche den Spruch „Happy Wife, happy Life“ bestätigen…

Wir wollen heute weiter über Níjar nach Tabernas und müssen dazu die Sierra Almahilla kreuzen. Ein paar Kilometer vor dem Ort Rambla Honda gibt es hier ausgedehnte Solarfelder (ich nenne das jetzt einfach mal so…) und hier in Andalusien machen Solaranlagen sicherlich Sinn.

Wenig später fahren wir dann auf der N-340a, einer soweit eigentlich nicht erwähnenswerten Nationalstrasse, als ich neben uns Zweizylinder-Hochdrehzahl-Motorengeräusch vernehme. Der Klang gefällt mir, aber es fehlt das dazugehörige Fahrzeug. Weder im Rückspiegel, noch in den Seitenspiegeln kann ich das zum Geräusch passende Gefährt sehen.

Carola hat mehr Gelegenheit sich umzuschauen und meint, sie hätte neben Strasse eine Rennstrecke zwischen den Bäumen und Büschen erkannt. Und tatsächlich, wenig später sehen wir das passende Schild:

Wir biegen von der Strasse ab und fahren in die Einfahrt zur Rennstrecke, die von einem bewachten Tor abgesperrt wird. Ich würde wirklich liebend gerne mehr sehen, aber am Tor werden wir abgewiesen, da hier gerade Motorrad-Testfahrten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Direkt vor uns wurden bereits zwei KTM-Fahrer auf ihren Bikes abgewiesen und die beiden mussten leicht frustriert umdrehen. Irgendwie habe ich aber den Eindruck, hier sollte heute noch nicht Schluss sein und versuche es mit einer freundlichen Konversation. Mein Spanisch reicht für den Hinweis, dass ich aus Deutschland komme und selbst ehemals Rennen gefahren bin (was ja auch stimmt, aber ok, auf vier Rädern…) und nun auf der Durchreise einfach mal zuschauen möchte. Wir werden bestimmt keinen Stress machen und wollen nur mal schauen, was hier zweiradtechnisch so abgeht.

Ich mache mir keine Hoffnungen, aber der Typ am Tor dreht sich um und redet mit seinem Kollegen, kommt zurück und winkt uns dann auf das Gelände. Ich bin gleichzeitig begeistert und happy und wir fahren auf den grossen Parkplatz und stellen den Wagen am Rande ab.

Danach machen wir uns zu Fuss direkt an den Rand der Rennstrecke und schauen dem Treiben interessiert zu.

Die Fahrer sind allesamt gut unterwegs und gehen voll konzentriert ihrem Treiben nach. Auf vier Rädern hatten wir damals im Team richtig gute Erfolge auf der Nordschleife des Nürburgrings, aber für das schnelle Fahren am Limit auf zwei Rädern fehlt mir das Talent. Da bleibe ich lieber in meiner eher gemütlichen Reisekonfiguration mit Fotostopps und defensiver Fahrweise.

Trotzdem: Für die Atmosphäre an einer Rennstrecke kann ich mich immer noch begeistern. An unsere Zeiten auf der Nordschleife erinnere ich mich immer noch gerne.

Irgendwann fahren wir wieder ab und bedanken uns bei der Ausfahrt nochmal herzlich für unsere „Ausnahmeregelung“ bei den beiden Ordnern.

Unser nächstes Ziel ist Tabernas. Die wüstenähnliche Gegend hat bereits in den 60er Jahren Unmengen an Hollywood-Grössen angezogen und hier wurden dann zahlreiche Westernfilme gedreht, darunter solche Highlights wie „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Für eine Handvoll Dollar“ und, einer meiner Lieblingsfilme: „Zwei glorreiche Halunken“ mit Clint Eastwood und Eli Wallach.

Als wir ankommen, merken wir sofort warum sich die Regisseure damals diesen Fleck ausgesucht haben. Man musste nicht bis in die USA reisen, war in Europa, die Landschaft geht als Wilder Westen durch und die Produktion war hier für einen Bruchteil der Kosten zu haben.

Wir entscheiden uns für „Fort Bravo“ bzw. Texas Hollywood und stellen den Wagen auf dem staubigen Parkplatz ab. Neben uns stehen nur noch drei weitere Autos und es ist mal wieder so gut wie nichts los, prima!

Dann laufen wir durch die alten Kulissen die aussehen, als wäre der gute Clint gerade eben erst weggeritten.

Ich hätte vermutet, dass hier von Touristen nur so wimmelt, aber Fehlanzeige: Wir sind mal wieder so gut wie alleine zwischen den Gebäuden unterwegs und haben die Szene so gut wie für uns.

Erst ein ganzes Stück weiter, am „Saloon“ stehen ein paar Spanier in stilechten Westernkostümen herum und sorgen für den Spirit von 1878.

Im „Saloon“ werden wir Zeuge einer stilechten Western-Show und vermeiden danach den empfohlen Gang durch den angrenzenden Touri-Shop.

Ich möchte lieber den berühmten Torbogen suchen, der damals in „Spiel mir das Lied vom Tod“ für eine der bekanntesten Szenen aller Western verwendet wurde.

Am Rande des „mexikanischen“ Pueblo haben wir dann Erfolg und ich finde sogar eine kleine Kiste um mich halbwegs fotogen darunter zu positionieren.

Landschaftliche wäre die Gegend um Tabernas aber auch ohne die alten Westernkulissen eine Reise wert.

Wir kurven noch eine Stunde durch die Umgebung, während ich mir vornehme, hier nochmal mit dem Motorrad herzukommen. Fahrtechnisch ist die Tabernas-Wüste nur zwei Stunden von unserem Haus entfernt. Das kann ich mir also auch nochmal für später auf die Liste setzen.

Auf jeden Fall gibt es hier kilometerlange, einsame Schotterstrecken durch die Hügel und Berge. Die kann ich dann nochmal in einer ausgedehnten Tagestour erkunden.

Jetzt geht es zunächst weiter an die Nordseite der Sierra Nevada.

Wir schauen uns noch das gleichnamige „Castillo de la Calahorra“ an, dann geht es hinauf in die Sierra.

In Nord-Süd-Richtung kann man die Sierra Nevada nur an einer Stelle, der „Puerto de la Ragua“ auf 2.000 Metern Höhe kreuzen.

Insgesamt ist die Route von La Calahorra im Norden des Gebirges nach Laroles im Süden ganz ok, aber es gibt in Andalusien ganz sicher spektakulärere Strecken.

Auf der Südseite der Sierra Nevada nehmen wir dann noch die sehr gut ausgebaute A-348, die uns dann über Motril wieder nach Hause bringt.

Achso, und nördlich der Sierra kann ich noch die GR-3201 von Lopera bis kurz vor Granda empfehlen. Das ist eine tolle Strasse und man kann bei „Pinos Genil“ sehr gut hoch bis in das Skigebiet fahren.

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1 Kommentar

  1. Joe 30/10/2022

    Toll, wieder mal super geschrieben
    Danke

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