OnTrip Motorrad Reiseblog Reiseberichte

Motorrad | Reise | Blog

Winter in Andalusien

Es ist Winter in Andalusien. Genau gesagt ist heute Samstag, der 21. Januar 2023. Ich wurde schon häufig gefragt, wie denn das Wetter im Winter in Südspanien sei. Naja, auch heute war es ziemlich gut.

Dass das neue Jahr bereits angebrochen ist, sieht man an der Mandelblüte. In meiner Region, die heisst „Axarquia“ und befindet sich etwas östlich von Malaga, besteht die Vegetation gefühlt aus 75 Prozent Olivenbäumen und 20 Prozent Mandelbäumen. Die Mandelblüte scheint dabei jedes Jahr etwas früher zu beginnen. (Ja, ich weiss, da fehlen noch 5 Prozent. Das sind dann eben andere Bäume, aber bin ich etwa Botaniker?)

Ich hatte schon länger eine neue Motorradstrecke auf dem Plan, musste das aber aus Zeitgründen immer wieder verschieben. Wenn dann so ein Wetter auf einen Samstag fällt, mal wirklich kein Kunde mit Arbeit droht und die GS in der Garage ruft… Ja dann…

Meine neue Route führt weit oben durch die Sierra Tejeda. Die Tejeda ist sozusagen mein Hausberg und ich fahre etwa 30 Minuten bis direkt an den Fuss des Gebirges. Bis dorthin kann man locker ohne Asphalt auskommen und nach Herzenslust schottern, man muss nur ab und zu einen Esel umfahren.

Oberhalb eines letzten kleinen Dorfes soll sie beginnen: Die Route am westlichen Ende der Sierra, durch den Wald. Ich bin gespannt, ob das wirklich fahrbar ist.

Das erste Stück ist harmlos. Die Strecke ist sogar verhältnismässig gut ausgebaut, so mit Randbegrenzung gegen herabfallende Mopeds. Das macht auch Sinn, denn links geht es geschätzte 300 Meter steil herunter in eine Schlucht.

Über die Landschaft in Andalusien bin ich immer noch begeistert. Wir jetzt schon über fünf Jahre hier unten und ich kann mich jeden Tag aufs neue erfreuen. Das wird nie langweilig.

Dieser Aussichtspunkt hier wurde zu Ehren von Miguel Alvarez errichtet. Leider konnte ich nicht herausfinden wer das war. Der andalusische Steinbock (manchmal auch Iberiensteinbock) als Denkmal passt. Von diesen Tieren gibt es hier tatsächlich eine ganze Menge.

Der Iberiensteinbock war mal wegen Überjagung vom Aussterben bedroht, heute sollen es wieder mehr als 8.000 sein.

Ich halte auch ohne Denkmal und Aussichtspunkt alle paar hundert Meter an, denn die Aussichten sind einfach atemberaubend.

Bis zu einem kleinen Platz unter Bäumen kann man fahren, etwas später steht dann aber ein Verbotsschild für Motorräder und Quads. Ein Quad habe ich nicht und das Motorrad auf dem Schild schaue ich mir ganz genau an. Es sieht gar nicht aus wie meins…

Meine Route ist verhältnismässig einfach zu fahren und ich hatte in Südspanien schon das Vergnügen mit schwierigeren Abschnitten. Es sieht aus, als würde hier öfter schweres Gerät für die Waldbewirtschaftung lang kommen. Der Belag besteht aus festgefahrenem Sand und Schotter. Kein Problem für die GS.

Etwa fünfzehn Kilometer geht es durch die Sierra, ohne dass ich irgendjemandem begegne. Mir ist das recht, so kann ich langsam fahren und häufig stoppen, um Fotos zu machen.

Ich bin eh nicht der Typ, der hier durch den Wald brettert. Mir geht es eher um die Natur und das Panorama. Hier eine lange Staubwolke hinter mir herzuziehen, ist nicht so meins.

An einer Stelle muss es mal eine Schranke gegeben haben, aber offensichtlich passte es jemand anderem auch nicht mit dem Fahrverbot. Jetzt liegt das Ding verdreht am Wegrand.

Ehrlich: Ich wars nicht!

Mittlerweile bin ich hoch auf etwa eintausend Meter Höhe, sagt mein Navi. Es wird frisch auf der Nordseite der Sierra. Die Strecke wird teilweise auch etwas schwerer, ist aber immer noch in viel besserem Zustand, als ich erwartet hatte.

Irgendwann geht die Strecke dann wieder tiefer hinab. Ich sehe die ersten Bauernhöfe in der Gegend um Zafarraya. Perfekt, die Route kommt in meine Liste. Ausserdem liegt sie ganz nahe am TET. Den habe ich nämlich auch noch auf meiner Bucket-List.

Weiter geht es über die alte Eisenbahnstrecke, runter an die Küste. Die bin ich schon häufig gefahren, aber ein paar Kilometer in Richtung Periana fehlen mir noch. Heute sind auch die fällig.

Achso, das ist übrigens ein Teil des TET Andalusien. Sofern es meine Zeitplanung zulässt, steht der in 2023 auch noch auf dem Plan.

Es gibt noch einen weiteren Ort, den ich schon länger besuchen wollte. Irgendwann habe ich von einer alten Quelle erfahren, die wohl schon zu Zeiten der Römer bekannt war. Dort soll schwefelhaltiges Wasser aus dem Berg kommen und dem Ort werden heilende Kräfte nachgesagt. Ich bin schon ein paar mal in der Gegend gewesen, habe die Quelle aber bisher nie finden können.

Heute fahre ich offenbar wieder daran vorbei, finde aber einen spanischen Bauarbeiter, den ich fragen kann. Er ist sehr freundlich und zeigt mir den Weg. Man muss über ein Privatgelände, das zudem durch ein Eisentor abgeriegelt ist. Ich wäre nicht darauf gekommen, da durchzulaufen. Er meint aber, das wäre ganz sicher kein Problem und wüsste, dass das Tor offen ist. Ich müsse nur den Eisenriegel bewegen, dann könne ich einen kurzen Weg zur Quelle laufen. Sowas dürfte in Deutschland undenkbar sein.

Die Römer haben die Quelle befestigt und einen kleinen Pool angelegt. Hinten aus dem Berg kommt das Wasser über eine schmale Rinne gelaufen und riecht tatsächlich nach Schwefel. (Es riecht leicht nach faulen Eiern, aber Schwefel hört sich etwas freundlicher an…)

Als ich ins Wasser greife bin ich erstaunt: Es ist glasklar und warm. Trotzdem verzichte ich auf ein Bad, aber am Rand des „Pools“ sind extra zwei Stufen eingelassen. Hier kann man also wirklich bequem in der Heilquelle baden. Ich lege mir das für den Frühling oder Sommer auf meine ToDo-Liste!

So. Ein guter Samstag ist das! Alle offenen Strecken und Punkte  erfolgreich abgearbeitet und immer noch finde ich direkt vor unserer Haustür neue Highlights.

Es ist jetzt früher Nachmittag und auf dem Rückweg registriere ich 21 Grad Celsius auf dem Bordcomputer. Das nenne ich Motorradwetter, mitten im Januar…

Später telefoniere ich mit Rolf. Er berichtet mir von Temperaturen um den Gefrierpunkt in Deutschland: Nicht meine Motorrad-Wohlfühltemperatur!

Den späten Nachmittag verbringe ich dann mit Carola am Strand bei einem kleinen Bier und Tapas. So gehts!

Achja: Und das ist eben Winter in Andalusien. Nein, nicht immer sind es über 20 Grad, aber selten ist das auch nicht. Was aber fast immer scheint, ist die Sonne. Da sind dann auch 15 Grad noch gut zum Motorrad fahren.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

© 2024 OnTrip Motorrad Reiseblog Reiseberichte

Thema von Anders Norén