OnTrip Motorrad Reiseblog Reiseberichte

Motorrad | Reise | Blog

Westalpen

Dies ist Teil 2 meiner 2024er Tour. Teil 1 findest du hier.

Die Stippvisite im alten Zuhause war diesmal wirklich kurz. Es hat gerade gereicht, um das Motorrad in Ordnung zu bringen, die Wäsche waschen (zu lassen) und ein paar Emails zu beantworten.

Dann bin ich auch schon wieder auf der Weiterfahrt in Richtung Süden. Als ich 2018 die Route des Grandes Alps gefahren bin, hat mir das wirklich gut gefallen. So gut, dass der Wunsch die Westalpen nochmal zu befahren, seit damals in meinem Kopf herumgeisterte.

Diesmal sollen aber ein paar Offroad-Strecken dabei sein und ich habe mir eine Liste mit wohlklingenden Namen gemacht, darunter Col de Colombardo, Assietta Kammstrasse, Colle delle Finstere und – wenn ich die genannten bis dahin überlebt habe – vielleicht die berühmte Ligurische Grenzkammstrasse, kurz LGKS.

Die Westalpen liegen dann auf meiner weiteren Route über die Pyrenäen und wieder zurück nach Andalusien, ich habe also noch ein paar Kilometer vor mir.

Die Anreise könnte ich eigentlich überspringen, aber ich muss dann doch über ein Erlebnis im Süden Deutschlands berichten. Vorab: In Deutschland im Jahr 2024 ist der Irrsinn nur noch schwer in Worte zu fassen, aber mach dir dein eigenes Bild:

Ich möchte noch vor der Grenze zur Schweiz, auf deutscher Seite übernachten und steige bei Lörrach im Ortsteil Binzen vom Motorrad. Dass es hier freie Zimmer gibt, weiß ich, da ich vor einer Stunde ein bekanntes Buchungsportal nach den Optionen durchsucht habe, allerdings ohne dort einzuloggen. (Ich hätte es machen sollen!)

Nach 660 Kilometern bin ich reif für ein Feierabend-Bier und trete vor die Rezeption. Ein recht junger Angestellter nimmt sich meiner an und erklärt mir, es gäbe ein IT-Problem und er können mir deshalb kein Zimmer geben. Ich bin etwas erstaunt und mache den grössten Fehler der Post-Cor0n@-Zeit: Ich versuche es mit Logik und Verstand.

Ich meine, das wäre kein Problem, weil ich könne ja auch bar bezahlen. „Nein“ erfährt es ihm, denn – wie gesagt – hätten sie „ein IT-Problem“ und können mich daher nicht einbuchen.

Ich: „Ja, aber ihr habt doch freie Zimmer?!“

Er: „Ja, aber wir haben ein IT-Problem (Er sagt das nun zum dritten Mal!)

Ich: „Ok, aber ich kann mein Zimmer jetzt bar zahlen, übernachte hier und sie buchen mich morgen nach, wenn das Problem behoben ist…“ (Warum zum Teufel das auch überhaupt nötig sein sollte…)

Er schaut irritiert und holt seine Chefin. Die Prozedur beginnt von vorne und sie erwähnt das IT-Problem zum vierten Mal. Ich stehe da, und verzweifle am Verstand der Menschheit. Und ich kenne mich mit „IT-Problemen“ aus, glaub mir! Was mache ich nur falsch?

Meine Standard-Erklärung: Du kannst einem Doofen nicht erklären, dass er doof ist. Das geht einfach nicht. Hier auch nicht.

Ich hätte mich jetzt einfach via Booking einbuchen können (Das wäre ein Spass geworden…), habe aber keine Lust mehr auf diese Herberge und verlasse den surrealen Ort.

Es geht nur ein paar Kilometer weiter nach Schallbach. Dort empfängt mich ein unfassbar freundlicher Kroate in seinem Gasthaus und ich frage mich, wieso ich mir den Schwachsinn in Binzen überhaupt angetan habe.

Schon wieder zu viel Text ohne Fotos. Ok, es geht am nächsten Tag vorbei an Bern, dem Genfer See, Montreux und dann hoch zum grossen Sankt-Bernard-Pass oder auch San Bernadio, soweit die Kurzversion.

Ich finde das immer toll hier, wenn in den Höhen oben Schnee liegt und man bei der Fahrt die Sonne im Gesicht geniessen kann.

An der Passhöhe sehe ich in der Entfernung einen Land Rover Defender. Als Riesen-Fan dieses Altmetalls, bin ich mittlerweile auch stolzer Besitzer eines geländegängigen 4×4-Fahrzeugs, etwas neuerer Bauart zwar, aber nahe dran.

Der „Lac du Grand Bernard“ liegt in der Sonne und die Stimmung könnte besser nicht sein. Hier oben habe ich aber nur einen kurzen Stopp geplant.

Der Defender fährt währenddessen weiter, hält dann aber nochmal am See. Ich kann nicht widerstehen und muss ihn mir aus der Nähe anschauen. Tut mir leid, ich stehe einfach auf sowas.

Heute möchte ich noch bis westlich von Turin, denn für morgen früh habe ich dann die erste Offroad-Piste auf dem Programm.

Da ich die Autobahn meide, fahre ich die Nebenstrecken auf der Landstrasse. Da komme ich ähnlich gut voran und kann mir noch ein paar schöne Orte anschauen. Ivrea zum Beispiel hat eine beeindruckend schöne Altstadt mit einer sehr schönen alten Steinbrücke über den Fluss Dora Baltea.

Ich fahre durch das Aosta-Tal und freue mich sehr, mal wieder in den Alpen unterwegs zu sein. Dann geht es bei Viu auf die SP197 und runter in Richtung Avigliana. Dort suche ich mir heute ein Zimmer und hoffe, mir bleiben Diskussionen wie gestern erspart.

Ich fahre noch über den Colle del Lys und dann runter ins Tal, wo zwei schöne Seen nebeneinander liegen. Das ist ein guter Ort für den Tagesabschluss.

Etwas abseits im Wald soll es ein altes Kloster geben, günstig und mit Restaurant. Zunächst habe ich ein paar Schwierigkeiten, das abgelegene Gemäuer zu finden, weil mein Garmin-Navi einen Weg vorschlägt, den es nicht (oder nicht mehr) gibt.

Ich wechsle auf Osmand und das klappt dann auch. Das „Certosa 1515“ ist tatsächlich ein altes Kloster und die Zimmer spiegeln das auch so wieder. Ich fühle mich wie ein Mönch, aber als Behausung für die Nacht reicht es mir völlig. Von aussen sieht es eher wie ein gehobenes Hotel aus und auch das Restaurant spiegelt das wieder. Das Ambiente dort hat für meinen Geschmack etwas zu viel Schickimicki…

Am Morgen geht es dann frisch zum kleinen Örtchen Condove und dann nach Mocchie, wo man zum Colle del Colombardo aufsteigt. Frisch ist es auch deshalb, weil oben auf dem Berg noch Nebelschwaden liegen. Ich kann das von unten schon sehen, hoffe aber, dass die Sonne die vertreibt, bis ich oben bin.

An einer kleinen Strasse stehen die passenden Hinweisschilder und führen zunächst auf eine noch kleinere Strasse…

…und wenig später auf eine noch ganz gute Schotterpiste. Solange Schotter fest ist, kann man das ja gut fahren. Aber wenn der Schotter dann lose wird, suchen sich die Reifen gerne eine andere Fahrspur. Hier ist der Schotter noch erfreulich fest.

Je höher es geht, umso öfter verschwinde ich in Nebelschwaden und Wolken. Aber nicht die Wolken werden von der Sonne vertrieben, sondern ein Gewitter zieht auf. Ich kann darauf leider keine Rücksicht nehmen, denn ich habe einen Zeitplan. Die von mir gesuchten Pässe sind an unterschiedlichen Tagen geöffnet und geschlossen. Ein Tag Verzug würde mir den Routeplan um mehrere Tage verschieben. Das will ich nicht gleich zu Beginn herausfordern.

Der Colombardo soll einer der schwierigeren Pässe sein. Ich kann das bisher nicht bestätigen. Heute morgen habe ich beim Aufstieg keine Sorgen, abgesehen von der schwer kalkulierbaren Wolkenfront. Mal scheint sie stationär, mal ziehen die kalten Schwaden wie in einem Kamin den Berg hinauf.

Einmal fahre ich im Nebel, während eine Minute später die Wolkendecke verschwunden ist und man sogar etwas blauen Himmel sehen kann. Immer wenn die Sicht gut ist, kehrt auch das Vertrauen zurück und die Offroad-Piste verliert viel vom Schrecken bei schlechter Sicht.

An einer Stelle mit ausladender Grasfläche, etwas oberhalb der „Alpe del Rat“ mache ich den ersten Halt, kann aber keine Fernsicht geniessen. Ich mache ein paar Fotos und fahre dann weiter zur Passhöhe.

Die Daten zum Colle del Colombardo:

33 Kilometer Länge und maximal 1.889 Meter Höhe.

Auf der Passhöhe in 1.889 Metern Höhe steht eine gut erhaltene Kirche  und daneben gibt es eine grosse Alm, auf der ich das Motorrad abstelle und bei wunderbarer Ruhe den ersten Offroad-Pass geniesse.

Die Ruhe währt aber nur kurz, denn in der Ferne höre ich Motorengeräusche, offensichtlich von mehreren Fahrzeugen. Eine Gruppe Italiener ist mit ihren 4×4-Fahrzeugen eingetroffen. Es scheint eine geführte Tour zu sein. Alle springen aus dem Auto und fangen an zu reden.

Ich finde das interessant: Es gibt Völker, bei denen findet kein Dialog im eigentlichen Sinn statt. Meine Definition wäre, dass einer etwas sagt, danach der Gegenüber. Bei den Italienern reden immer alle gleichzeitig und ich bin jedesmal überrascht, wie dabei überhaupt eine Kommunikation zustande kommt. Die Spanier können das ähnlich gut, wenn sie gerade „im Flow“ sind. Faszinierend!

Egal, die Ruhe ist verschwunden. Für mich ist es gleichzeitig das Zeichen, mich zur Abfahrt auf die Nordseite des Colombardo zu begeben.

Die Nordseite präsentiert mir allerdings ein paar ordentliche Herausforderungen. Schon nach wenigen Metern stelle ich fest, wieso der Colombardo eine etwas höhere Schwierigkeitsstufe bereithält. Der Schotter liegt hier wesentlich loser, passenderweise in sehr engen Kehren bergab. Das ist so gar nicht das, was ich mag. Aber es hilft ja nichts, ich muss auch wieder runter.

Mal wieder ist es so, dass mich eine Strecke fordert. Dazu muss ich nochmal zusammenfassen: Eine 1200er GS, zwei Alukoffer mit Reisegepäck für mehrere Wochen plus Fahrer. Ich gehe davon aus, dass sich das hier bis etwa 370 Kilogramm aufsummiert. Das ist absolut nicht die Idealkonfiguration für die Westalpen abseits des Asphalts. Aber ohne Gepäck geht es eben nicht und ich muss nach den Westalpen auch noch weiter durch Frankreich, über die Pyrenäen und durch Spanien bis runter nach Andalusien. 250 Kilogramm wären jetzt auch schön, sind aber unrealistisch.

Mir war das bei der Planung schon bewusst und ich habe mir vorgenommen, dass ich abbreche, wenn ich einen Pass fahre, bei dem ich mich in ernste Schwierigkeiten bringe. Meine erste Regel ist immer: Gesund und unverletzt bleiben. Risiken sind ok, müssen aber kalkulierbar bleiben, gerade wenn man solo fährt.

Ich kämpfe mich mit Konzentration, aber ohne Schäden runter und ohne dass ich die Maschine auf die Seite lege. Das ist schon mal gut. Als ich spüre, wie die Strecke etwas flacher wird, fahre ich aus dem Wald hinaus und kann ein paar Häuser sehen. Offenbar habe ich die schwierigsten Stellen geschafft. Einmal Pause und durchatmen.

Dort wo die Häuser stehen, beginnt auch der Asphalt, also kann ich meinen Luftdruck wieder auf Normalniveau bringen. Diesmal habe ich eine kleine Bosch-Akkupumpe dabei. Das Teil kann ich per USB-C-Anschluss laden und mit einer Ladung dann locker zwei Mal beide Reifen wieder auf Strassenniveau aufpumpen.

Normalerweise habe ich meine Lezyne-Fahrradpumpe dabei, aber die Bosch hat den Vorteil, dass ich auch gleich den korrekten Luftdruck eingestellt habe. Das ist mit der (dafür extrem leichten) Lezyne so nicht möglich. Bei der ist der Enddruck eher ein Schätzwert.

Ich komme also in der Nähe des Ortes Villa im Tal an und muss nun nochmal über den Colle del Lys. Kein Problem, denn den kenn ich von gestern. Der ist nicht so toll, dass ich ihn nochmal fahren müsste, aber es gibt keine andere Möglichkeit.

Mein nächstes Ziel ist das Forte Jafferau und dazu fahre ich die SS24 westwärts nach Bardonecchia.

Zum Jafferau kann man auch über Moncellier hoch, aber ich komme nur etwa einen Kilometer weit. Dort stehen Schilder, die mir zwar anzeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin, aber auch ein Sperrschild, dass ein Erdrutsch die Strasse blockiert hat.

Kein Problem, denke ich, und fahre wieder runter ins Tal, denn alternativ kann man auch über Bardonecchia zum Jafferau.

Das erste Stück ist hier wieder asphaltiert und mir kommen jede Menge Geländefahrzeuge entgegen. Weil ich den Vormittag auf dem Colombardo verbracht habe, bin ich wohl zur Rush-Hour hier.

Ich komme bis hinter die Skipiste und mache dann eine Pause in der Mittagssonne. Die 4×4 Pkw haben an der Liftstation der Skipiste geparkt und an mir vorbei rasen Unmengen an leichten Cross und Enduro-Bikes.

Die vielen leichten Geländemaschinen ohne Gepäck rauschen auf der engen Sandpiste rauf und runter und ich zögere. Meine voll gepackte GS wirkt hier wie ein Schaufelradbagger im Sandkasten eines Kindergartens. Mit einem guten Meter Breite über die Seitenkoffer sperre ich praktisch die Piste, mal ganz davon abgesehen, dass mein Tempo mit dem Gesamtgewicht bergauf ebenfalls begrenzt ist.

Während ich mir das Spiel so anschaue, zweifle ich, ob das eine gute Idee ist, wenn ich den Jafferau blockiere. Als dann eine Gruppe von etwa 12 Maschinen im Rallye-Speed die Piste runter kommt und alles in eine riesige Staubwolke verwandelt, streiche ich den Jafferau von der Aufgabenliste.

Etwa 4,5 Kilometer sind es von hier noch bis nach oben. Vielleicht komme ich mit der Tenere 700 nochmal her und lasse die Koffer dann unten im Tal. Ich glaube, bevor ich mich und andere jetzt in Schwierigkeiten bringe, ist das die beste Entscheidung.

Bei Sestriere möchte ich heute übernachten. Der Ort liegt am Fusse der Assietta Kammstrasse und dort gibt es ein ruhiges kleines Hotel.

Ich fahre noch durch den sehr lebendigen Ort und kaufe im Supermarkt etwas Proviant. Der Hotelwirt empfängt mich sehr freundlich und stellt mir ein kühles Feierabendbier auf den Tisch im Garten, während ich das tolle Bergpanorama bestaune. So kann man das Leben geniessen!

Am Abend hoffe ich, dass die Assietta morgen nicht so voll ist wie der Monte Jafferau. Ich plane deshalb wieder eine frühe Abfahrt.

Der Morgen ist frisch, aber klar. Bei strahlend blauem Himmel fahre ich vom Hotel ab und nochmal an den nördlichen Ortsrand von Sestriere, weil dort die Bergstrecke beginnt. Diesmal ist auch der Asphalt schon am Ortsrand zu Ende und die ersten Warntafeln deuten auf einen spassigen Tag.

Kurz wieder die Fakten zur Strecke:

Assietta-Kammstrasse (AKS):

Gesperrt für Motorfahrzeuge Mittwochs und Samstags (Juli+August)

Länge: 35 Kilometer; Höhe 2.472 Meter

Der Anfang geht völlig in Ordnung. Es ist zwar alles Schotter, aber die Piste ist recht eben, relativ breit und ich bin allein. Kein Vergleich zur gestrigen Anfahrt zum Jafferau.

Bereits auf dem ersten Bergrücken muss ich anhalten. Was für eine atemberaubende Landschaft, was für ein unfassbares Panorama!

Solltest du jemals die Gelegenheit haben, an einem Sommermorgen  bei blauem Himmel um 8 Uhr alleine auf der Assietta zu fahren, wirst du wissen was ich meine. Das ist ein Gefühl wie „So muss das wohl im Himmel sein.“

Alleine für diesen einen Moment lohnt sich schon eine Anfahrt in die Westalpen.

Die Aussichten und das wunderschöne Wetter heute sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Assietta-Kammstrasse ein paar Herausforderungen bietet. Sie ist bestimmt nicht die schwierigste Offroad-Piste in den Westalpen, aber etwas gesunder Respekt darf vorhanden sein.

Das liegt vor allem daran, dass die Route zu grossen Teilen am Hang entlangführt und du hier oben viel Gelegenheit hast, in die Tiefe zu stürzen, wenn dich die Konzentration verlässt.

So schön der Blick in die Ferne und auf die umgebenden Berge auch ist, so wenig ist die Piste gesichert. Ein Meter zu weit und du purzelst runter. Ich würde das gerne vermeiden.

Dabei bin ich nicht einmal weit gekommen und erst am Colle Bourget, aber das macht nichts. Das Motorrad fühlt sich hier pudelwohl und ich bin auch mit Alukoffern und Gepäck nicht deplatziert.

Mein nächster Stopp ist dann am Monte Genevris, der nochmal 200 Meter höher liegt als der Colle Bourget. Dort treffe ich heute den ersten Motorradfahrer, der mit seiner Tenere 700 hier hochgekommen ist und sich ins Gras gelegt hat um die Sonne zu geniessen.

Den Luftdruck hatte ich heute früh wieder reduziert und schon seit langem damit experimentiert. Das erste Mal musste ich auf der alten Theth-Nordroute in Albanien Luft ablassen, sonst wäre ich da nicht heil runtergekommen. (Anmerkung: Das war vor der Asphaltierung und damals war die Theth-Route noch Hardcore!)

Normalerweise fahre ich entsprechend der Conti-Empfehlung 2,3 Bar vorne und 2,5 Bar hinten im Solo-Betrieb, aber Offroad ist das nicht gut und du musst eigentlich runter mit dem Druck. Du darfst aber auch nicht zu weit runter, denn bei zu wenig Druck kann der Reifen auf der Felge rutschen. Ich glaube nicht, dass weniger als 1,8 bar auf der GS (ohne Schlauch) gesund sind.

Ich fühle mich deshalb bei rund 2,0 Bar vorne und hinten ganz wohl und habe mit diesem Druck das beste Gefühl. Dafür sind Reifendrucksensoren übrigens Gold wert. Die vermisse ich bei der Tenere 700.

Zentraler Punkte der Assietta-Kammstrasse ist der Testa dell’Assietta. Dort oben gibt es ein Denkmal, das man auf den letzten Metern allerdings nur zu Fuss erreichen kann. Der Aufstieg ist mit Motorradstiefeln auch nicht ganz so einfach, aber ich muss da natürlich hoch.

Die Aussichten hatte ich schon beschrieben, aber hier am Denkmal ist es noch spektakulärer.

Es gibt noch eine Steinplatte mit der Bezeichnung der Bergspitzen, die man von hier oben sehen kann.

Nur eineinhalb Kilometer weiter liegt der Colle dell’Assietta auf knapp 2.500 Metern. Es ist mittlerweile Mittag und ich bin nun nicht mehr alleine unterwegs. Hier sind nun weitere 4×4-Fahrzeuge, Motorräder und Mountainbiker, die aus der Gegenrichtung hochgefahren sind.

Ich mache deshalb nur einen kurzen Stopp am Hauptpunkt und fahren dann weiter in östlicher Richtung.

Das Ende der Assietta-Kammstrasse liegt auf der Ostseite logistisch günstig, denn du musst gar nicht erst wieder runterfahren. Rechts geht es zwar ins Tal, aber links wartet gleich der nächste Pass: Der Colle delle Finestre.

Mit dem Ende der Assietta endet auch die Offroad-Piste direkt an den  Warn- und Hinweisschildern und es geht auf Asphalt weiter, was zwischendurch auch mal wieder ganz angenehm ist. Ich überlege noch, den Reifendruck wieder aufzufüllen, aber der Finestre soll ebenfalls offroad zu fahren sein und so weit ist der wohl nicht weg, also fahre ich erstmal mit den aktuellen 2,0 Bar weiter.

Vom Ende der Assietta sind es tatsächlich nur gut vier Kilometer bis auf die Kuppe des Finestre. Hier oben ist schon wieder Schluss mit Strasse und ich kann die Schotterpiste sehen, die in unzähligen Kurven und Serpentinen ins Tal führt.

Abschüssig mit engen Kehren auf Schotter mag ich gar nicht. Sowas fahre ich lieber aufwärts. Aber gut, ich kann mir das gerade nicht aussuchen und es geht hinunter nach Meana di Susa.

Der Finestre verliert dann im Verlauf aber seine Herausforderungen und im Wald ist es ganz angenehm zu fahren, weil die Sonne nicht so brennt.

Die Fakten zum Finestre:

Länge 36 Kilometer; Scheitelhöhe 2.176 Meter.

Ein Schild am Rand der Piste signalisiert mir das Ende der Passage und ich treffe zum ersten Mal auf Motorradfahrer mit deutschen Kennzeichen.

Hier endet zwar der Schotter, aber nicht der Spass. Die Kurvenlinien auf dem Navi signalisieren mir eindeutig, dass es bis ins Tal noch ein paar Mal Zick-Zack geht.

Diesen Teil habe ich nun geschafft und ich fahre wieder auf die SS24 in Richtung Westen, mit dem Zwischenziel Briancon auf der französischen Seite.

Dazu geht es zunächst über den Claviere-Pass, wo sich auch gleichzeitig der Grenzübergang befindet. Auf der anderen Seite fahre ich nun in der Region mit dem klingenden Namen „Alpes Haute-Provence“.

Der Claviere ist nicht weiter erwähnenswert, aber dafür ist einige Zeit später am Col de Vars so richtig Betrieb.

Mein Tagesziel ist der Ort Jausiers, der nicht mehr weit entfernt ist. Jausiers liegt unterhalb des Col de la Bonette, der höchsten befahrbaren Strasse der Alpen überhaupt. Der Bonette ist streng genommen kein Pass, aber die Strasse D64 führt auf dem Weg nach Saint-Etienne-de-Tinee an ihm vorbei.

Ich war 2018 schon mal auf dem Col de la Bonette und finde, da muss man als Motorradfahrer einmal gewesen sein! Dass ich jetzt nochmal hierher fahre, hat einen Grund, aber dazu später.

Statt in Jausiers nun ein Zimmer zu beziehen, fahre ich am späten Nachmittag nochmal hoch. Die Strecke ist so schön und das Wetter ebenfalls. Da wäre es Frevel, jetzt schon Feierabend zu machen.

Während die Murmeltiere am Strassenrand das Weite suchen, sobald ich mich nähere, freue ich mich über jede einzelne Kurve. Immer wieder halte ich an und versuche, eines der Tiere mit der Kamera zu erwischen, aber jedes Mal sind die Biester verschwunden, sobald ich endlich bereit bin.

Die Auffahrt am späten Nachmittag hat sich gelohnt. Bei Traumwetter bietet sich ein wunderschönes Panorama. Wer Berge mag, wird sich einem solchen Anblick nur schwer entziehen können, noch dazu in dieser Höhe.

Und wenn man mit dem Motorrad oder einem feinen Sportwagen hier hochfahren kann, ist das nochmal eine Steigerung.

Oben führt dann die Strasse einmal um die höchste Spitze des Berges herum. Der „Cime de la Bonette“ liegt auf 2.802 Metern. Höher kommst du in den Alpen auf Asphalt nicht hinauf.

Als ich noch die Berge bestaune, grinst mich aus einem Loch ein Murmeltier an. Na warte, diesmal erwische ich dich!

Dann ist Zeit für die Abfahrt nach Jausiers, um ein Hotel zu suchen und ich checke im Bel’Air ein. Das ist ein einfaches Haus direkt an der Ortsdurchfahrt. Im Hof hinter dem Haus steht das Motorrad gut und sicher.

Es sind auch noch zwei weitere Deutsche Motorradfahrer da, mit denen ich mich am Abend unterhalte. Da Jausiers direkt an der Route des Grandes Alpes liegt, ist die Zweiradfrequenz hier eher hoch.

Für den nächsten Morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt. Ich will so zeitig wie möglich hoch zum Bonette. Wie schon bei meiner allerersten Auffahrt, bin ich heute wieder der erste Reisende, der die Gunst der Stunde nutzt. Vollkommen alleine fahre ich eine dreiviertel Stunde in den Morgen. Diesmal geht es aber nicht zur Rundstrasse des Cime de la Bonette, sondern nur bis zu einem unscheinbaren Abzweig, wenige Meter vor dem Gipfel.

Als ich 2018 zum ersten Mal hier oben war, konnte ich von oben eine kleine Piste sehen, die unten im westlich gelegenen Tal entlangführt. Die hat schon damals meine Neugier geweckt. Diesmal will ich wissen, ob man die fahren kann.

Knapp zwei Kilometer vor dem Cime stehen ein paar Hinweisschilder und es geht nur noch auf Schotter und ein paar Asphaltresten weiter.

Von oben habe ich hier noch nie jemanden langfahren sehen und heute Morgen ist ohnehin noch niemand da. Also kann ich die Route in aller Ruhe fahren und alle 200 Meter für einen Fotostopp anhalten.

Und während die Sonne langsam aufsteigt, sind auch die Murmeltiere wieder munter. Immer wieder saust eines der Tiere vor mir über die Piste.

In der Ferne kann ich ganz oben auf dem Gipfel den Cime de la Bonette erkennen und leicht unterhalb den Rundweg.

Bei mir geht es etwas weniger karg weiter. Allerdings beginnt schon bald wieder eine kleine Asphaltstrasse. Diese Route ist also wirklich keine Herausforderung, dafür landschaftlich ein echtes Highlight. Später stelle ich fest, dass ab einem gewissen Punkt sogar schon ein Streetview-Fahrzeug hier langgefahren ist.

Dafür entdecke ich einen Abzweig mit einer weiteren Route, die auf meine Todo-Liste kommt, heute aber nicht mehr in meinen Plan passt. Macht nichts: Die Westalpen kann und will ich auch noch ein drittes und viertes Mal befahren. Hier gefällt es mir!

Bei Saint-Dalmas-le-Selvage komme ich dann irgendwann raus und treffe auf die D64 in Richtung Nizza.

Ich will aber nicht an die Mittelmeerküste, sondern nochmal auf die italienische Seite. Dazu fahre ich über Isola und dann auf den Col de la Lombarde. Den kenn ich bisher auch noch nicht.

Der Col de la Lombarde dürfte vor allem bei Radfahrern bekannt sein, da die Hinweisschilder klar erkennen lassen, dass das berühmteste Radrennen der Welt hier stattfindet. Neben der Tour de France führte auch der Giro d’Italia hier lang.

Während meiner Auffahrt erkenne ich dann auch wieso. Was ist das wieder für eine fantastische Strecke! Ich bin völlig begeistert und der Col de la Lombarde kommt auf die Liste meiner Lieblingsrouten. Jedenfalls solange ich onroad unterwegs bin.

Allerdings ist der Tribut an den Tourismus auf der französischen Seite auch offensichtlich. Das ist hier bestimmt ein beliebtes Skigebiet, was ich unschwer an den vielen grünen Pisten erkennen kann. Die Hotels, Parkplätze und Liftanlagen sind unübersehbar. Etwas weniger davon wären aus meiner Sicht auch ok.

Das Bild wandelt sich unmittelbar ab der Passhöhe auf 2.350 Meter. Ich muss die Daten erst im Internet nachschlagen, da die Höhenangabe auf dem Schild mit ein paar Aufklebern verdeckt ist…

Auch die Grenzschilder sind übrigens nicht mehr vollständig sichtbar…

Col de la Lombarde

44 Kilometer Strecke; 2.350 Meter Höhe

Während die Westseite im Fokus des Tourismus steht, kann ich auf der Ostseite wunderschöne Natur erkennen. Nur der deutlich kleinere italienische Teil der Strasse schlängelt sich durch die kaum berührten Hänge. Ich mache kurz halt und laufe zum fotografieren umher.

Ab der Passhöhe wird die Strasse deutlich schmaler, aber nicht weniger schön. Im Gegenteil: Es herrscht kaum noch Verkehr und jeder Meter ist ein Genuss.

Da ich oben auf der Höhe nicht wirklich Pause gemacht habe, fahre ich irgendwann von der Strasse ab in den Wald und komme nach einigen hundert Metern auf einer Lichtung an.

Yes, das hier wird mein Pausenort!

Es gibt zwar nur Essen und Trinken aus den kümmerlichen Einkaufsresten in den Alukoffern, aber meine Stimmung könnte nicht besser sein. Ich habe dann sogar Zeit, ein paar Selfies zu machen.

Dann geht es runter ins Sturatal, wo ich Richtung Cuneo fahren werde. Da fahren die meisten die SS21, die gar keine gute Wahl ist. Jede Menge Verkehr, insbesondere Lkw trüben den Spass.

Stattdessen finde ich direkt daneben die SP337, parallel zur Schnellstrasse. Wenn man nun auf dieser winzigen Nebenstrecke unterwegs ist, wirkt das Sturatal gleich viel freundlicher.

Bei Festiona fahre ich dann nochmal hoch in die Berge. Die ebenfalls kleine Strasse verbindet das Sturatal mit dem Gessotal.

Oben auf dem Kamm gibt es eine kleine Kirche, das „Santuario della Madonna del Colletto“. Daneben stehen zwei coole Overlander-Fahrzeuge, die mich an unseren Grenadier erinnern. Mit dem waren wir im Juni auf Sardinien und das war ziemlich gut. Da fällt mir ein, dass der Bericht auch noch fehlt… Naja, der kommt später…

Das Gessotal fahre ich komplett ab, bis es am westlichen Ende nicht mehr weiter geht. Unterwegs gibt es ein paar Forellenzüchter und man kann die Fische in dem glasklaren Wasser gut erkennen.

Beeindruckend ist eine der Brücken über den Fluss. Ich überlege kurz, mit der GS da rüberzufahren, aber der Spass geht vielleicht zu weit. (Die Breite reicht ohnehin nicht für die GS mit Seitenkoffern…)

Da ich mir die Ligurische Grenzkammstrasse (Gebräuchliche Abkürzung: LGKS) noch ansehen will, gebe ich „Limone Piemonte“ ins Navi ein und lasse mich entspannt routen. Meine Laune schwindet etwas, als ich am Horizont eine wohlbekannte Wolkenformation erkenne: „Cumulonimbus“ oder kurz Cb. Ich hoffe noch, ich finde rechtzeitig eine Bleibe.

Eigentlich will ich noch den Tende-Pass fahren und auf der französischen Seite übernachten, aber die Instandhaltung macht mir einen Strich durch die Rechnung. Die Strasse – oder besser gesagt der Tunnel – ist voll gesperrt.

Weisst du wie blöd das ist, wenn der Tende-Pass gesperrt ist? Die nächsten Alternativen sind auf der westlichen Seite der Lombardo, von dem ich heute komme. Auf der Ostseite finde ich nicht einmal eine andere Möglichkeit.

Andererseits ist das schon witzig. Wenn ich nicht einen ganzen Tag für die Umfahrung verlieren möchte, muss ich wohl hoch und die alte Passstrasse fahren. Die müsste oben die LGKS kreuzen.

Na gut. Dann eben hoch auf den Bergkamm und nachsehen, wie es da ausschaut.

Die kleine Strasse bergauf ist ein Glücksgriff. Man müsste der Sperrung dankbar sein, denn hier ist es mal wieder so viel schöner als auf der Hauptstrasse unten im Tal.

Oben angekommen stehen die Hinweisschilder auf die Ligurische Grenzkammstrasse oder italienisch: „Alta Via del Sale“.

Die LGKS schaffe ich heute aber nicht mehr, zudem diese eine Gewitterzelle bedenklich nahe kommt.

Ich stehe also auf dem Kamm und kann in beide Richtungen schauen. Nach Norden, da wo ich herkomme und nach Süden, wo sich irgendwo da unten der Tunnelausgang befinden müsste. Die alte Passstrasse führt von hier aus in engen Serpentinen hinab. Aber abfahren darf ich gerade noch nicht.

Auf der Kuppe steht ein Schild. Weil der gesperrte Tunnel keine andere Möglichkeit bietet, kann der Verkehr nur über die uralte Route fahren. Und da diese Route in Form eines geschotterten Single-Track nicht wirklich gut geeignet ist, wird die Strecke nur jeweils für eine Richtung freigegeben. Mein nächster Slot ist 18:00 Uhr und auch dann habe ich nur 15 Minuten für die Abfahrt (denke ich in diesem Moment noch…)

Ok, bevor ich hier dumm rumstehe, kann ich mir besser das alte Forte Centrale anschauen. Ich drehe die GS und fahre über die LGKS zum Fort.

Das Fort Central du Col de Tende wurde 1880 erbaut und gehörte ursprünglich zu Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Ort Tende jedoch an Frankreich abgetreten, deshalb liegt das Fort nun offiziell in Frankreich. Das alte Gemäuer ist definitiv sehenswert!

Als ich nach meiner Festungsbesichtigung wieder zurückkomme, steht die Polizei auf der Kuppe und es wird heftig diskutiert. Ein paar wenige Fahrzeuge haben die Schotterpiste bergauf passiert und ein BMW X5 mit niederländischem Kennzeichen wird gestoppt.

Ich bin neugierig und erfahre, dass für ihn 90 Euro Strafe fällig sind, denn hier dürfen nur einheimische Fahrzeuge fahren, die auch noch ein zusätzliches „Permit“ benötigen.

Ich überlege tatsächlich, die „Gebühr“ zu zahlen, denn irgendwie muss man ja auch den Zeitverlust rechnen, aber zuerst erkundige ich mich bei den Beamten nach den Optionen. Fakt ist: Legal darf ich hier nicht runter.

Ich könnte die westliche Verlängerung der LGKS fahren, wird mir erklärt. Blöd ist, dass ich keine Ahnung habe, wo man da hinkommt. Das Navi fällt als Orientierungshilfe aus, denn wenn ich als Ziel Tende eingebe, geht es entweder die illegale Strecke runter oder durch den gesperrten Tunnel. Das ist gerade wenig hilfreich.

Also schwinge ich mich wieder in den Sattel und bin gespannt, wie gut oder schlecht der Westteil der LGKS ist.

Der Beginn ist in Ordnung, denn die Piste ist einigermassen in Schuss und führt an einem weiteren alten Festungsbau entlang.

Im Verlauf wird es dann aber holpriger und führt oben durch Wälder und an den Hängen entlang, ohne dass ich wüsste, wo ich bin oder wohin mich der Weg führt. Soweit ich die Beamten vorhin verstanden habe, geht es irgendwann Richtung Süden, also in meine gewünschte Richtung.

Dann befahre ich noch ein paar uralte Brücken, deren Tragfähigkeit für Mann und Motorrad gerade noch ausreichend erscheint und an Hängen entlang, wo der Steinschlag ein paar Sorgenfalten hervorruft.

Und bei so mancher Kurve ist man nicht sicher, ob der schmale Strassenrest vor einem gleich abrutscht…

Ich brauche eine dreiviertel Stunde bis ich weiter unten im Wald das erste Zeichen der Zivilisation sehe.

Aber wenn ich hier nur mit einem 4×4-Fahrzeug entlang darf, ist die Strecke dann für eine Reiseenduro verboten? Und wieso gilt das für die Bergabfahrt? Wenn ich es bis nach oben geschafft habe, dann dürfte ich wohl auch wieder runterkommen… Egal, ich muss dringend aufhören, die Welt mit Logik zu erfassen, das hat mir besonders in den letzten Jahren nicht weitergeholfen.

Meine Entscheidung lautet: „Ihr könnt mich jetzt mal“ denn ich will ein Zimmer, ein kühles Getränk und was zu Essen!

Nach 13 Kilometern erreiche ich bei Saint-Dalmas-de-Tende die D6204. Die Gewitterwolke hat sich glücklicherweise neben mir entladen und ich bin nur leicht nass geworden als ich den Ort erreiche und ein Hotel für die Nacht finde.

Es wird das „Le Prieure“. Das ist wieder ein altes Kloster, diesmal aber mit besseren Zimmern und einem wirklich tollen Restaurant. Das Haus ist spitze: Nettes Personal, tolles Essen, aufmerksamer Service. Das merke ich mir. Auch hier gibt es Fachkräftemangel und sie haben sich entschieden, behinderte Menschen zu integrieren. Das klappt hervorragend und ich finde das gut. Win-win für alle.

Am Morgen checke ich meinen Tagesplan. Heute steht die Verdon-Schlucht auf dem Programm. Für mich ist das die letzte der drei grössten Schluchten Europas: Tara-Schlucht in Montenegro (2017 erledigt), Vikos-Schlucht in Griechenland (2021 befahren) und nun eben der Canyon von Verdon.

Für den Weg zum Canyon wähle ich die schöne Route über den Col de Turini, also den Südteil der Route des Grandes Alpes. Diese Strecke bin ich schon mal in der anderen Richtung gefahren und heute morgen kommt es mir viel länger vor. Über Sospel und Moulinet geht es da hoch.

Oben auf dem Turini ist nicht viel los, oder, um es korrekt zu sagen, bin ich offenbar so früh, dass niemand hier ist. Die paar Rennradfahrer, die ich bei der Auffahrt überholt habe, brauchen bestimmt noch eine Stunde bis sie hier ankommen.

Einer der wirklich schönen Orte ist Lantosque. Der liegt in den Bergen wie gemalt.

Auf dem Weg nach Rougon (den Ort habe ich als Navigationshilfe für den Verdon-Canyon eingegeben) führt die Route abwechselnd über kleine und grosse Landstrassen.

Als ich mal wieder Sprit nachfüllen muss, erwische ich eine kleine Tankstelle auf dem Land. Es ist eine dieser tollen alten Dinger, die noch die Nostalgie der vergangenen Jahrzehnte bewahrt haben. Es ist nicht nur eine Tankstelle, sondern auch eine Werkstatt, die so aussieht, wie es da eben ausschaut, wenn richtig gearbeitet wird. Eben nicht DIN 9001-zertifiziert, dafür aber jederzeit bereit, dein Problem zu lösen.

Das muss ich fotografieren und mein Tankstopp wird etwas länger als geplant.

Weiter geht es durch die wunderschöne Gegend am Fusse der Westalpen, nach Castellane und dann weiter nach Rougon.

Ich komme am Lac de Castellon entlang, wo ein imposanter Staudamm den See geschaffen hat. Es gibt entlang des Flusses mehrere Staustufen, vornehmlich zur Erzeugung elektrischer Energie.

Die Schlucht von Verdon kann man gut sehen, wenn man auf der D952 entlangfährt, aber es gibt ein noch besseres Erlebnis, wenn man eine Extra-Schleife fährt. Diese Schleife ist die Route über die D23, die südlich der Ortschaft „La Palud-du-Verdon“ unglaubliche Ausblicke über den Canyon bietet. Der Track wird auch als „Route des Cretes“ bezeichnet.

Während ich auf die D23 abbiege, türmt sich am Horizont schon wieder eine Formation auf, die mal eine stramme Gewitterwolke wird. Diesmal gehe ich aber davon aus, trocken zu bleiben, weil die Hauptwindrichtung das Übel von mir wegbewegen sollte.

Die Verdon-SchluchtVerdon-Schlucht (Französisch: Gorges du Verdon) ist eine Schau! Über mehr als 20 Kilometer hat sich der Fluss Verdon bis zu 700 Meter tief in den Fels gegraben und die Hänge fallen meist senkrecht hinab. Zudem gibt es speziell an der D23 immer wieder spektakuläre Aussichtspunkte.

Das ist wirklich ein gigantisches Schauspiel und viele, die die Route des Grandes Alpes befahren, nehmen zum Schluss noch den empfehlenswerten Abstecher zur Verdon-Schlucht.

Die D23 endet wieder bei La Palud sur Verdon. Ein Stückchen weiter öffnet sich der Canyon und der Verdon fliesst in einen weiteren See.

Wenn ich jetzt nicht weiter bummle, könnte ich es noch bis in die Gegend um Montpellier schaffen. Weitere Reiseziele in Südfrankreich habe ich diesmal nicht. Als ich am Strassenrand einen schattigen Baum sehe, halte ich an, um die Position und die Restfahrzeit zu checken.

Hinter mir liegt ein Grundstück mit einem kleinen Bungalow. Das ist nicht weiter erwähnenswert, aber die überaus präsente Figur im Garten finde ich etwas ungewöhnlich.

Ich stehe gerade, als ein spanisches Paar auf dem Motorrad den Dino im Garten erblickt und ebenfalls anhält. Sie wollen von mir wissen, wie man auf die Idee kommt, sich sowas in den Garten zu stellen, aber ich muss passen und habe auch keine Erklärung.

Wir tauschen noch kurz ein paar Reisetipps aus, dann fahren die beiden auch schon weiter. Da es mittlerweile brütend warm geworden ist, möchte auch ich möglichst schnell wieder in den Fahrtwind. Es sind bereits mehr als 38 Grad.

Im Norden von Montpellier übernachte ich in irgendeinem Hotel im Plattenbaustil. Immerhin liegt es „verkehrsgünstig“ an der nördlichen Stadtumfahrung und für den neuen Tag steht die Anfahrt in die Pyrenäen auf dem Plan. Bis Narbonne nehme ich die Autobahn, weil mich der Verkehr am Morgen in Montpellier schon genervt hat, dann geht es über die Landstrasse nach Ferrals-les-Corbieres und Laroque de Fa.

Die „Pässe“ hier sind nicht mehr ganz so hoch wie in den Westalpen, aber die Strecke ist auf andere Weise toll.

Heute habe ich mich auf die D613 „verirrt“ und bin begeistert. Über lange Kilometer windet sich die Strasse durch wunderschöne hügelige  Gegenden, durch Alleen und vorbei an alten Schlössern.

Wenn du mich fragst ist die D613 in Südfrankreich der Geheimtipp auf dem Weg in die Pyrenäen!

Dann bin ich wieder in Andorra. Andorra ist für mich ein ganz besonderer Staat. Abgesehen davon, dass ich für Zwergstaaten generell etwas übrig habe, spielt Andorra in dieser Reihe für mich eine besondere Rolle. Mittlerweile fahre ich die Route Deutschland-Andalusien mehrmals im Jahr und besonders gerne mit dem Motorrad, klar. Und sofern man nicht die langweilige Autobahn nimmt, ist Andorra mehr oder weniger gesetzt. Viele finden Andorra nicht so schön, ich mag das Land sehr.

Du kannst günstig tanken und in Euro zahlen, obwohl Andorra nicht Mitglied er EU ist, was ich übrigens für sehr schlau halte. Andorra ist der lebendige Beweis, dass es für eine feste und friedliche Integration in Europa nicht den Brüsseler Bürokratenmorast braucht. In dem Pyrenäenstaat kannst du wunderbar durch die Berge kurven, meistens die Sonne geniessen, gut essen und – das ist mir heute ganz besonders wichtig – offroad fahren.

Ich habe mir dazu eine Route ausgesucht, von der ich bisher wenig bis keine Berichte gesehen habe. Aber dazu gleich mehr…

Vorher schaue ich mir so gerne das Treiben auf der kleinen Rennstrecke oben am Pass an.

Den besten Blick hat man etwas oberhalb, von der Tankstelle. Und wie schon gesagt: Die Spritpreise geben hier immer Anlass zu grosser Freude. Das Volltanken der GSA mit gut 30 Liter Fassungsvermögen macht hier noch richtig Freude.

Es folgt noch mein obligatorisches Fotos von der Passhöhe, bevor es dann hinunter nach la Vella geht.

Auf dem Weg dorthin muss ich nochmal anhalten. Vor einem Hotel stehen zwei wunderschöne Defender, die darf ich natürlich nicht auslassen.

Diesmal fahre ich aber nicht direkt nach Süden, in Richtung La Seu d’Urgell, sondern biege vor der „Hauptstadt“ nach Xixerella und Pal ab. Durch diese beiden Orte führt die CG-4, die dann eigentlich oben an der Grenze endet.

Die CG-4 streift ein Skigebiet, von denen es in Andorra ja reichlich gibt. Jetzt im Sommer wirken die Pisten verlassen, aber zum Motorrad fahren ist es herrlich.

Oben auf dem Kamm komme ich dann am „Port de Cabus“ an, wo die bis dahin sehr gut ausgebaute Asphaltstrasse endet.

Dafür beginnt nun die Strecke nach Tor. Die Schotterpiste ist eine alte Schmugglerroute, aber einen Grenzposten gibt es hier schon lange nicht mehr.

Ohne Recherche würde man vermutlich umkehren, denn es sieht so aus, als würde es nicht weiter gehen. Ich bin aber irgendwann im Winter mal bei Google Maps hängengeblieben und vermute, dass es hinter dem Hang vielleicht weiter geht.

Ich fahre also runter über eine Route, die man landschaftlich auch locker in die Alpen verlegen könnte.

Meine anfänglichen Bedenken sind unbegründet. Die Piste ist soweit in einem ordentlichen Zustand, da habe ich in den vergangenen Tagen in den Westalpen schwierigere Passagen erlebt.

Es wird dann zwar im Verlauf etwas enger, aber da es hier keinen Verkehr gibt (im Gegensatz zum Jafferau…) muss ich mich nur um mich selbst kümmern.

Die Strecke verläuft nun abwechselnd am Berghang entlang und durch lockere Nadelwälder. Ab und zu stehen ein paar Wildpferde im Weg, aber wir versuchen uns gegenseitig nicht mehr zu stören als nötig.

Die feinste Stelle ist die Kehre, wo das Wasser oben von den Gipfeln in Form eines anständigen Gebirgsbachs ins Tal fliesst. Sagte ich schon mal, dass mir Wasserdurchfahrten besonders gefallen?

Diesmal halte ich vor der Durchfahrt kurz an und checke die Lage. Das letzte Mal bei einer vermeintlich ähnlich einfachen Aufgabe hatte ich meine GS (in Bosnien) versenkt. Das möchte ich heute nicht wiederholen.

Die Passage ist jedoch völlig unkompliziert und auf die dann folgenden Pfützen gehe ich gar nicht weiter ein…

Dann komme ich an den Rand einer Ortschaft. „Ortschaft“ ist eventuell nicht die richtige Bezeichnung, denn es handelt sich nur um etwa ein Dutzend Häuser, die mir auch nicht alle bewohnt erscheinen.

Das hier ist Tor, ein wirklich winziges Dorf, welches zu seiner besten Zeit mal ganze 78 Einwohner hatte. Die meiste Zeit beschäftigten sich die Einwohner von Tor mit etwas Landwirtschaft, der Jagd und spärlichem Forellenfang. Aber eine Zeit lang war der Berg oberhalb von Tor Zentrum von Auseinandersetzungen, weil der Ort als strategisch wichtig auf dem Weg zum Port de Cabus liegt.

Während Tor vornehmlich für die Tabak-Schmuggelroute wichtig war, gab es bezüglich der Besitzstände gerne mal unterschiedliche Auffassungen. Diese Differenzen gipfelten dann in drei Morden und der Rezeption derselben in der spanischen TV-Dokumentation „Tor, dreizehn Häuser und drei Tote“.

Ich bin zuversichtlich, dass ich als Motorrad-Reisender heute nicht in die örtlichen Streitigkeiten involviert werde. Jedenfalls nicht in einer Art, die meiner Gesundheit abträglich ist. Für ernstzunehmende Überfälle fehlt es in Tor auch an Banditen, weil es keine Einwohner mehr gibt.

Etwas überrascht bin ich, als ich hinter der Kirche auf Juan treffe. Juan lebt hier als einer der letzten und beschäftigt sich mit dem Verkauf von ein paar Handarbeiten, deren Nutzen sich mir nicht erschliesst oder die nicht kompatibel mit dem Platzangebot meiner Alukoffer sind.

Dafür hat Juan die begehrten Tor-Aufkleber, die dokumentieren, dass du es irgendwie an diesen ebenso seltsamen, wie abgelegenen, wie hübschen Ort geschafft hast.

Wirklich gewöhnlich ist das nicht, denn von beiden Seiten kommst du nur mit passendem Gerät hierher, also einem 4×4-Fahrzeug oder einem geländegängigen Motorrad.

Einige Kilometer geht es auf einer kleinen Piste durch den Wald, bevor die Strecke in Asphalt über geht.

Was man abseits dieser nicht ganz üblichen Strecke sieht, ist ebenso ungewöhnlich, wie die Strecke nach und die Geschichten über Tor. Ich lasse die Bilder mal für sich selbst sprechen:

Nach der Fahrt durch zwei weitere Täler komme ich dann bei Alins wieder auf einer „normalen“ Strasse an.

Ich fahre dann noch bis nach Llavorsi um mir eine geeignete Übernachtung zu suchen.

Das Motorrad soll ich unterhalb der Terrasse abstellen und ausser mir ist nur noch ein weiterer Motorradfahrer anwesend, den ich aber während des gesamten Abends nicht zu Gesicht bekomme, was auch daran liegt, dass es nichts zu essen gibt. Die Küche ist geschlossen. Das ist blöd, denn ich habe keine Reserven mehr.

Mich rettet der örtliche Supermarkt, der weder super noch marktgerecht ist, aber immerhin eine Flasche Wein und etwas Brot im Programm hat.

Dann wird mir noch eröffnet, dass es Frühstück nicht vor 9 Uhr gibt, was mir gar nicht gut gefällt. Irgendwie ist das diesmal keine gute Wahl gewesen, aber das Gesetz der Wahrscheinlichkeit lässt einen auch mal ins Klo greifen…

Der nächste Morgen beginnt also wie üblich früh, um den Temperaturen des spanischen Sommers wenigstens in den ersten Stunden zu entfliehen. Vorteil: Du hast wenig Verkehr und die Berge sehen in der aufgehenden Sonne so schön aus.

Ziemlich entspannt fahre ich daher aus den Pyrenäen ab in die Weite Kataloniens.

Ich bin jetzt seit einer knappen Stunde unterwegs und nicht mehr völlig alleine auf der Strasse, als ich die Höhen der Pyrenäen hinter mir lasse und in die Gegend um Balaguer komme. Die Strasse ist gut ausgebaut und verläuft fast gerade durch die Ebene. Während ich mit etwa 100 Kilometern pro Stunde gedankenverloren da langfahre, rekapituliere ich die letzten Wochen.

Dann komme ich an eine Strassenkreuzung. Ich bin auf der Vorfahrtstrasse unterwegs und lasse die Maschine laufen. Aus der anderen Richtung kommen mir zwei Lkw entgegen, die knapp hintereinander fahren. Rechts steht ein Audi  und wartet als Linksabbieger auf die Einfahrt, denke ich…

Als ich über die Kreuzung fahre, zieht der Audi raus! Das sind diese Situationen, in denen alles innerhalb von zehntel Sekunden abläuft. Mein erster Gedanke: Das wars. Diesmal kann ich die Kollision nicht verhindern, das ist zu knapp. Reflexartig ziehe ich mit aller Kraft die Handbremse und trete den rechten Fuss auf den Hebel, während die Elektronik versucht, mit dem ABS auszuhelfen.

Links ausweichen geht nicht, denn da kommen die beiden Lkw auf mich zu. Die bringen mich sofort in den Himmel und den Audifahrer gleich mit. Verdient hätte er es.

Rechts ausweichen geht auch nicht, denn da ist eine kleine Fahrbahnerhöhung im Weg, die eher Sprungschanze als Rettungsweg wäre.

Der Audifahrer hat seine unfassbar dämliche Aktion derweil erkannt und per Vollbremsung gestoppt, mitten in meinem Bremsweg. Ich ziehe mit einer letzten unterbewussten Bewegung nach rechts und erwarte, dass ich mindestens mit dem linken Seitenkoffer in den Audi krache, aber wie durch ein Wunder spüre ich den Einschlag nicht.

Der erste Lkw hat notgebremst, der zweite Lkw panikartig mit. Beide stehen leicht quer auf der Kreuzung. Ich bin rechts nur am Rand knapp über die Fahrbahnerhöhung geschossen, habe die Maschine gestoppt, bin abgestiegen und gehe zu Boden. Ich muss erstmal Luft holen.

Als ich nun fünf Meter vor mir den Lkw-Fahrer anschaue, blickt der mich mit Augen so gross wie Untertassen an und schüttelt ungläubig den Kopf. Und das Nächste, was wir registrieren ist, dass der Audifahrer mit quietschenden Reifen seinen Tatort verlässt und mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Norden abrauscht.

Ich versuche noch, das Smartphone aus der Jacke zu holen und den Übeltäter zu fotografieren, aber bis ich soweit bin, ist der Kerl so weit weg, dass ich das Kennzeichen nicht mehr entziffern kann.

Was ist in so einer Situation besser? Wenn der Täter Fahrerflucht begeht oder ich die Gelegenheit bekomme, den Kerl an Ort und Stelle zu verprügeln? Ich bin so dermassen sauer, ich hätte mich vergessen. Ich tendiere zur ersten Variante: Gut, dass der Typ weg ist! Besser für ihn, besser für mich.

Der Rest des Tages verläuft gottseidank ohne weitere Vorkommnisse. Die einzige erwähnenswerte Tatsache ist, dass die 41 Grad Celsius heute Mittag oberhalb meiner Wohlfühltemperatur liegen.

Die restlichen 900 Kilometer bis nach Hause kann ich kurz zusammenfassen. Drei Tage entspannt durch die spanische Pampa, die ich sehr liebe und geniesse.

Mittlerweile kenne ich die schönsten Routen bis hinunter nach Andalusien, ohne auf die Autobahnen zu müssen. Du darfst in Spanien normalerweise nicht schneller als 120 auf der Autobahn fahren, also kommst du auf der Landstrasse mindestens ebenso zügig voran, dazu aber landschaftlich schöner und ruhiger (solange keine Volltrottel unterwegs sind…)

Falls du Interesse hast und von Andorra bis Gibraltar möchtest, hier meine Routenempfehlung in der Kurzversion:

Ab Andorra über Sort und Balaguer (Die Variante über Oliana ist weniger schön), dann Lleida umfahren! (da kannst du wirklich mal ein paar Kilometer über die Autobahn. Lleida ist nicht so toll). Dann die N-211 nach Alcaniz, Utrillas, Teruel. Ab Utiel einfach immer auf der N-322 via Albacete, Alcaraz, Ubeda. Ab Ubeda gibt es dann so viele landschaftlich tolle Strecken, da wird es schon fast schwer… Aber dann bist du auch schon in Andalusien!

Ok, kurz vor Ubeda gibt es ein paar neue Autobahnkilometer, die ich nehme, weil ich auf meiner letzten Etappe noch eine neue Variante durch die Sierra Magina probieren will.

Die Variante ist auch gut, weil man hier wieder alleine unterwegs ist und die tollen Strassen in lang geschwungenen Kurven durch die Berge führen.

Dann taucht das letzte Bergmassiv vor meiner Nase auf: Die Sierra Tejeda mit dem 2.068 Meter hohen La Maroma. Das bedeutet, ich bin kurz vor dem Ziel. Auf der anderen Seite des Gipfels liegen das Mittelmeer und unser Haus.

Bevor ich das Motorrad abstelle, halte ich am Supermarkt, um wenigstens die wichtigsten Dinge frisch einzukaufen. Neben mir steht eine herrlich verranzte Yamaha. Ihr Besitzer ist Tscheche und wir stellen fest, wie sehr wir unsere beiden Mopeds mögen.

6.792 Kilometer stehen diesmal auf der Uhr. Die Normandie wollte ich schon lange besuchen und es hat sich gelohnt. Die Strecke von Andalusien dorthin war richtig schön, viel besser als ich es erwartet hatte. Das spanische Hinterland überrascht mich auch nach sieben Jahren immer wieder.

Oradur-sur-Glane war beeindruckend, Le Mans auch, aber auf eine andere Weise und die Landungsstrände in der Normandie auch. Dann die Westalpen, in denen ich in der Nachbetrachtung noch die fehlenden Offroad-Strecken hätte fahren sollen, aber dieses Versäumnis hole ich gerne mit Freunden nach.

Solange tut es auch der heimische Olivenhain:

Fazit (kurz):

6.792 Kilometer in drei Wochen.

Ein Beinahe-Unfall (Puh, das war diesmal wirklich knapp!)

Keine Schäden/Verluste.

Ich scrolle gerade nochmal durch und weiss jetzt schon: Das gibt wieder Ärger, der Bericht ist zu lang! Aber ich zwinge ja niemanden, alles zu lesen. Ich habe schon ein paar Dinge ausgelassen und abgekürzt. Manche sagen mir, sie schauen einfach nur in Ruhe die Fotos an und das ist natürlich auch gut. Mach das so wie du möchtest.

Diesmal wollte ich eine entspanntere Tour als im Vorjahr. Da war ich mit dem Gesamtprojekt Marokko und Westsahara an der Grenze meiner Möglichkeiten (und ein paar mal drüber…). Es sollte daher etwas entspannter sein, mit weniger Risiko. Wobei, wenn man es nüchtern betrachtet, das Risiko durch unaufmerksame Autofahrer auf der Landstrasse grösser ist, als in der Steinwüste am Wadi Draa… (Aber erklär das mal deiner Familie…)

Egal. Mir geht es darum, dass du dir dein Reisprofil selbst zurechtlegst. Das soll jeder machen wie er mag und es ist egal, ob du eine Hardcore-Offroad-Reise machst oder eine entspannte Kurventour durch die Alpen. Egal, ob du Strecke machst durchs mitteleuropäische Hinterland oder eine Tour auf den wunderbaren Balkan. Mach es einfach so, wies es dir den grössten Spass bereitet.

Nach nun mehr als 10 Jahren Reisen mit dem Motorrad gibt es nur eine wirkliche Herausforderung, einen entscheidenden Punkt, eine einzige entscheidende Aufgabe:

Du hast nur ein Leben, fahr los!

Weiter Beitrag

5 Kommentare

  1. Michael 27/01/2025

    Moin Elmar,
    wieder einmal ein grandioser Reisebericht! Vielen Dank dafür. Für mich musst du nichts kürzen, ich könnte ganze Tage damit verbringen deinen Worten und Reisen zu folgen.

    Schön, dass du auch dieses Mal wieder gesund zu Hause angekommen bist.

    Beste Grüße aus Down Under,
    Michael

  2. Philipp 27/01/2025

    Hi,
    danke für deinen Bericht, finde den nicht zu lang. Gerade die Passage über die Westalpen habe ich gerne gelesen und die Erinnerungen an meine diesjährige Reise dorthin aufgefrischt (wetterbedingt musste wir Colombardo und Jafferau streichen, aber Assietta und Sommeiller waren großartig). Wenn man länger Zeit ist, stehen die Pyrenäen definitiv auf dem Wunschzettel.

    Weiterhin gute Fahrt!

    VG
    Philipp

  3. Jo 27/01/2025

    Moin Elmar,
    wie immer ein toller Bericht! Ein paar deiner Touren bin ich „Freestyle“ schon nachgefahren – die nächste folgt bestimmt!
    Gruß aus Münster, Jo

  4. Alexander Bayerlein 28/01/2025

    Kann mich Michael (#1) nur vollinhaltlich anschließen – ersetze „Down Under“ nur durch Mittelfranken und „Michael“ durch Alexander.
    Habe nach Deinem Bericht über den Ineos erst befürchtet: Das wars erstmals mit den Motorrad-Reiseberichten; aber das ist ja nun bereits hinfällig.
    Benachrichtigung hat wieder bestens funktioniert. Nur eines ist mir aufgefallen: Wenn ich auf eines Deiner Fotos klicke für eine größere Ansicht, komme ich nicht mehr zurück zum Text. War das schon immer so?
    Jedenfalls Vielen Dank dafür und mach bitte weiter so
    Gruß Alexander

  5. Elmar 28/01/2025 — Autor der Seiten

    Lieber Alexander, Jo, Philipp, Michael, besten Dank für eure Kommentare. Mit dem Grenadier waren wir nun zwei Mal unterwegs. Da müsst ihr euch dann leider mal auf Berichte mit 4×4 einstellen 🙂 Aber das Motorrad wird auch in Zukunft nicht zu kurz kommen, keine Sorge. Im Gegenteil: Ich habe mir gerade erst ein fabrikneues Spielzeug gekauft. Leider kann ich es erst im April in Empfang nehmen.

Antworten

© 2025 OnTrip Motorrad Reiseblog Reiseberichte

Thema von Anders Norén