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Andalusien P1: 2500 km in 3 Tagen

Die erste grössere Tour des Jahres ist „erfahren“. Ende April habe ich die zweite BMW GSA zur „Südbasis“ nach Andalusien überführt.

Die Tour auf eigener Achse war nicht unbedingt das herausragende Reiseerlebnis, vielmehr eine Pflichtübung, um in Zukunft eine südeuropäische Basis für die Zeiten zu haben, in denen das Wetter Mitteleuropas noch nicht oder schon nicht mehr zum Motorrad fahren einlädt.

In der Nacht des 26. April kam ich erst sehr spät von einem Geschäftstermin mit dem Flieger aus München zurück. Aber die Aussicht auf eine Motorradtour lässt einen Dozententag da glatt noch verschmerzen.

Nach eher zu wenig Schlaf ging es am Freitagmorgen auch schon vollbepackt auf die Strasse in Richtung Südwesten. Auf dem Plan stehen damit knapp zweieinhalbtausend Kilometer auf deutschen, französischen und spanischen Autobahnen. (Sorry – ich hab Luxemburg vergessen…)

Die GSA kam dafür gerade rechtzeitig in der Woche zuvor bei mir an, frisch „getüvt“ und „inspektioniert“ (schreibt man das so??). Dazu ein Satz nagelneuer Conti TKC70 (ich finde die ja super) und die Alukoffer mit allerhand Zeugs befüllt, vom Werkzeugsatz bis zu diversen Kleinteilen für unser neues andalusisches Zuhause.

Ich habe versucht, die Maschine so herzurichten wie Nummer 1 in Deutschland, also mit Windschutz-Spoiler, Cetek-Anschluss, Navi, Tempomat und allem was ich für unterwegs an Bequemlichkeit so schätze.

Mein Plan ist das Absolvieren der Strecke in drei Tagen, was einen Großteil Autobahnfahrt bedeutet: Nicht unbedingt spannend aber angesichts der knappen Zeit auch leider nicht anders machbar, sonst würde ich noch ein paar interessante Spots auf dem Weg mitnehmen wie Verdun, die Cevennen und Andorra, aber das muss bis zum nächsten Mal warten.

Der erste Tag führt mich so am frühen Morgen durch ein überraschend stauarmes Ruhrgebiet (Ich hasse es! Habe ich das schon mal gesagt?). Aber mehr als 20 Kilometer bin ich nicht gestanden, bevor ich am Ende der A1 südlich von Mechernich die Eifel-Landstrasse über Prüm und Bitburg in Richtung Luxemburg wähle. Luxemburg geht ja recht schnell, da ich gerade auch nicht genug Bargeld für nennenswerte Finanztransaktionen mitführe und nur kurz vor der französischen Grenze – genau passend – den Tank der GSA neu befüllen darf (Hab ich ganz offiziell mit Kreditkarte und Quittung gemacht – versprochen).

Weiter geht es dann durch Nordfrankreich über Metz, Dijon in Richtung Lyon. Ich denke, wenn es gut klappt könnte ich die Stadt an der Rhone erreichen und dort irgendwo übernachten. Kurz vor Lyon stehe ich dann im Stau während die Tankanzeige plötzlich leer anzeigt, die Restkilometer noch knapp 100 Kilometer vorhersagen, aber die Warnlampe im Display dunkel ist. Ich habe ja noch nicht genug Erfahrung mit Nummer 2 denn sie kam erst Anfang April, aber ich mache mir dann doch so Gedanken ob ich gleich stehe, oder lieber der Restreichweite vertrauen soll.

Kurzerhand gebe ich dem Navi die Anweisung, die nächste Tankstelle anzufahren und nehme nach ein paar Metern Gassenfahrt (Gassenbildung klappt in F genauso wenig wie in D) die nächste Ausfahrt. Tankstelle Nummer Eins ist unbemannt, war ja klar. Und selbstverständlich verweigert der Tankautomat ohne nachvollziehbare Begründung meine Visakarte. Das ist jetzt nicht unbedingt ideal, denn ich stecke mitten im Feierabendverkehr von Lyon und den kann man auch nicht gerade als „fliessend“ bezeichnen. Na gut, Navi sagt, zwei Kilometer weiter gibt’s noch eine Weitere, also fahre – sorry – „Stop-and-goe“ ich dorthin. Erstmal finde ich es super, dass dort Menschen an der Kasse sind und ich tanke… und tanke… bis bei 31,2 Liter das Zapfventil zumacht. Heidewitzka, da war die Entscheidung zur Abfahrt aber genau im richtigen Moment. So viel weiter wäre ich dann auch wohl nicht gekommen. Mit der alten GSA waren 500 Kilometer Reichweite eigentlich immer drin, aber jetzt habe ich wohl den Mehrverbrauch bei Autobahnetappen in Vollausstattung unterschätzt und nehme mir vor, die nächsten Tankstopps lieber schon nach 450 Kilometern einzulegen.

Ich entscheide, Lyon noch komplett hinter mir zu lassen und suche mir auf dem erstbesten Parkplatz mit der Booking-App eine gescheite Übernachtung. In dem kleinen Örtchen „Roussillon en Isere“ wird mir das Hotel „Le Logis Dauphinois“ für 45 EUR die Nacht und richtig guter Bewertung empfohlen. Die Maschine kann ich im abgeschlossenen Innenhof parken, sehr schön. Von den „Stopovers“ nahe den französischen Autobahnen hört man ja so allerhand Schauergeschichten. Ich parke dann auch gleich neben einer GSA LC die ebenfalls aussieht, als würde die Reise weiter gehen als bis zur nächsten Eisdiele.

50 Meter neben dem Hotel gibt’s eine „Pizzeria Italian“ und ich freue mich auf ein Abendessen und ein Bierchen, denn hier sind es am Abend immer noch etwa 25 Grad. Ich bestelle also Pizza und Bier, Chef sagt aber: „Non, Pardon, non Biere“. Ok, dann eben ein Glas Weisswein! Chef sagt aber: „Non, non Alcohol, Muslim“. Hmpf – wieso erwische ich eigentlich wieder die Orient-Variante der italienischen Küche? Na gut, dann hole ich mir eben eine Coke Light aus dem grossen Kühlschrank neben der Theke und lebe heute Abend mal ganz gesund, so mit „Pizza du Chef“, denn ich glaub´ da war irgendwo Gemüse mit drauf…

Das Hotel ist einfach, aber sauber und vollkommen ok. Das würde ich wieder buchen wenn ich in der Nähe wäre. Am Morgen gibt’s für kleine Euros extra ein Frühstück, welches mir vollkommen ausreicht. Kaffee, Brot, Marmelade, etwas Aufschnitt, O-Saft. Alles da. Neben mir sitzt ein Herr mit Motorradjacke und klar, kommen wir schnell ins Gespräch. Es ist natürlich seine GS LC im Hof und er lebt in Südfrankreich. Er ist auf dem Weg zu seinen Kindern, die mittlerweile in Stockholm leben. Danach will er weiter ans Nordkapp (da muss ich nicht hin, ist mir zu kalt) und über Finnland ins Baltikum, danach weiter nach Murmansk und zurück. Guter Mann! Ich bin beeindruckt, denn er ist sicher nicht mehr Zwanzig und geht eher auf die Siebzig zu. Aber auch, weil er als Franzose gescheit englisch spricht, das ist ja auch nicht selbstverständlich. Hoffentlich bin ich in dem Alter auch noch so fit und mobil.

Wir verabschieden uns in entgegengesetzte Richtungen und ich nehme wieder die Autobahn in Richtung Montpellier, Pyrenäen und spanische Grenze. Der Mopedkollege vom Morgen gab mir noch den dringenden Rat mit auf den Weg, die Autobahn zwischen Nimes und Barcelona unbedingt zu meiden. Es wäre brandgefährlich und die unzähligen LKW auf diesem Abschnitt würden völlig rücksichtslos fahren. Das habe ich dann aber nicht befolgt und wollte es selbst sehen.

Kurzversion: Unsinn – da war nicht mehr Verkehr als anderswo und ich habe auch nicht mehr Idioten gefunden, als auf den deutschen Autobahnen. Ok, einer hat mich übersehen und beim plötzlichen Rausscheren von der Mittelspur abgedrängt. Ich musste ausweichen, sonst hätte er mich richtig abgeräumt: Gelbes Nummernschild, „NL“ – ich bin es ja gewöhnt und war vorbereitet…

Den Tag konnte ich früh starten und gestern habe ich gut 900 Kilometer geschafft. Heute will ich noch einen draufsetzen: 1000 sollten schon machbar sein, weil ich es einfach mal vierstellig will. Ich schaffe es dann auch mit Zähne zusammenbeissen und nur wenigen Stopps zum Tanken bis hinter Valencia. In Oliva habe ich mir das B&B „La Promesa“ bei einem netten niederländischen Päärchen gebucht. Autofahren können die Niederländer ja nicht, aber freundlich Beherbergen haben die drauf, vielleicht gleicht es das ja irgendwie aus?!

Anekdote am Rande: Das Wochenende zuvor habe ich ausnahmsweise mal wieder ein Formel1-Rennen angeschaut (GP von Aserbaidschan), bis WER dem Vettel mit Ansage in die Kiste fährt? Na klar, der Holländer!

Letzter Reisetag, früher Morgen. Ich habe jetzt schon 1900 Kilometer geschafft und kann es ruhig angehen lassen. Los geht’s mal über kleine Strassen durch Orangenplantagen und so macht es dann auch wieder Spass, Motorrad zu fahren.

Die Landschaft hier, südlich von Valencia ist auch echt fein. Es gibt Berge, tolle Panoramen und echt gute Strassen.

Am frühen Nachmittag komme ich dann an und kann bei Velez-Malaga endlich auch die Schnellstrasse verlassen.

Ein paar Tage bleibe ich dann noch zum Ausruhen in unserem neuen Domizil und bringe noch ein paar logistische und technische Dinge in Ordnung: Ein schneller Internetanschluss (Hier braucht es Richtfunk), etwas Sicherheitstechnik und die Durchführung einiger Schönheitsreparaturen gehören dazu.

Und natürlich nutze ich auch mal einen Nachmittag, um die ersten Eindrücke von der Umgebung einzusammeln.

Die Ziegenherde, die über den Berg getrieben wird, ist ein gutes Beispiel für die so ganz andere Atmosphäre, die sich in Andalusien ergibt und das Leben nicht gerade stressig erscheinen lässt.

Dann geht es – zumindest kurzzeitig – auch schon wieder mit dem Flieger von Malaga in Richtung Heimat wo im Moment einfach viel zu viel Arbeit wartet. Und dummerweise kann ich noch nicht alles vom Poolrand in Andalusien erledigen…

 

Fazit:

Man muss nicht unbedingt 2500 Kilometer in drei Tagen fahren und schon gar nicht 1000 an einem, aber es geht. Es gibt sicher auch spannendere Gegenden als Autobahnen in Westeuropa, noch dazu zum Grossteil mautpflichtig. Aber mit der Perspektive im Ergebnis eine GS in Andalusien sein Eigen zu nennen, gibt es ja auch schlechtere Aussichten.

Fotos habe ich diesmal nicht so viele gemacht. Es waren auch, wie zu erwarten, unterwegs nicht die Knallerszenen vorhanden. Und Bilder von dreispurigen Autobahnen hast du schon mal gesehen, richtig?

Dafür gibt’s in Zukunft bestimmt schöne Bildberichte von der wundervollen Umgebung in Andalusien. Ich will da schon mal so Einiges versprechen!

Route: Münsterland, Ruhrgeb…, Eifel, Lux, Metz, Dijon, Lyon, Montpellier, Barcelona, Valencia, Murcia, Almeria, Velez-Malaga

Gefahrene Strecke: 2.522km in drei Tagen

Technische Probleme und Verluste: Keine

 

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

  • 3 Ferrari, 1 Lamborghini, 1 Aston Martin unterwegs
  • 1 Tesla auf der Autobahn in eher langsamer Fahrt (Ich verstehe die Lang/Mittelstrecken-Elektromobilität bis heute nicht…)
  • Der Mordversuch des Niederländers am Tag (Idiot!)
  • Die Herberge der Niederländer am Abend (Thanks for all the service!)
  • Die horrenden Mautkosten in F und E
  • Spanier machen Sonntags alles zu. Alles!
  • Billig Tanken in Luxemburg
  • Ölverbrauch der GSA Nr.2: Null!
  • Jede Menge Motorräder in der Gegenrichtung, nur selten eines in meiner (Mache ich was falsch???)

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2 Kommentare

  1. Joachim 07/05/2018

    Schöner Bericht, Elmar – meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem herrlichen Anwesen – dieser Blick!
    Ich war gerade 2 Wochen mit ner 12er Leih-GS LC in der Sierra Neva unterwegs. Traumhaft!

    VG
    Joachim

  2. ebee 09/05/2018 — Autor der Seiten

    Hi Joachim, wenn Du dann das nächste Mal die Sierra Nevada bereits sag Bescheid. Vielleicht bin ich dann ja gerade irgendwo „in der Nähe“…

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